Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

Drittes 
Kapitel. 
Die 
florentiner 
Schule 
Zweite 
Generation. 
Immer breiter und in immer zahlreichere Arme vertheilt, fliesst 
nun der Strom der iiorentinischen Kunst dahin, so dass es schwer 
wird, in dem Nacheinander der Erzählung das Nebeneinander der ge- 
schichtlichen Entwicklung zu zeichnen. Zunächst haben wir hier einige 
Künstler zusammenzufassen, deren hauptsachliches Streben auf Ent- 
wicklung der malerischen Technik gerichtet war. Hatte Domenico 
Veneziano die ersten Versuche mit der Oelmalerci gemacht, so sind es 
zunächst, wie es scheint, die Peselli, welche in freilich noch unvoll- 
kommener Weise bei gewissen Theilen ihrer Bilder das neue Binde- 
mittel anwenden. Doch hat dasselbe auch bei ihnen die Temperamalerei 
noch nicht verdrängt, und so entsteht ein gemischtes Verfahren, bei 
welchem die flüssige Klarheit der älteren Technik gefährdet wurde, 
ohne dass die Tiefe und Leuchtkraft vollkommener Oelmalerei erreicht 
worden wäre. Leider sind die Nachrichten über die hier in Betracht 
kommenden Künstler so verwirrt und ihre Bilder so wenig mit Sicher- 
heit festzustellen, dass eine klare Darlegung ihrer Entwicklung zur 
Unmöglichkeit wird. Es handelt sich um einen älteren Meister, Giuliano 
clbärrigo, genannt Pesello und seinen Enkel Francesco di Stefano, der 
uiiter dem Beinamen Pesellino bekannt ist. Der Grossvater Pesello 
wurde 1367 in Florenz geboren, hat also neben Angele Gaddi und den 
übrigen späteren Giottisten jedenfalls in seiner Jugend die künstlerische 
Richtung des 14. Jahrhunderts verfolgt. Aber da er bis 1446 lebte, 
so kann er an der neueren naturalistischen Entwicklung eines Uccelli 
und Oastagno recht wohl noch Theil genommen haben. Er war übrigens 
ein überaus vielseitiger Künstler, in Malerei, Plastik und Architektur
	        
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