Kapitel.
Altchristlicbe
Epoche.
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öffnete sich der Sinn dem abstrusesten Aberglauben fremder Völker.
Sobald in diese unklare Gährung die erhabene und beseligende Lehre
des Gekreuzigten drang, wandten die reineren und tieferen Gemüther
sich ihr mit Begeisterung zu. Gab es doch selbst Heiden, Welche wie
Alexander Severus Christus und Abraham neben Orpheus und Apollonius
von Thyana in dem Heiligthum ihrer Häluscr Statuen zur Verehrung
errichteten. Noch einmal trat der römische Eklekticismus in einem
Gemisch der verschiedensten Religionsanschauungen hervor, ehe die
reine Lehre Christi sich aus den trüben Fluthen zur Alleinherrschaft
emporrang. Sie war das Saamenkorn, das, in eine Fuge des Pracht-
gebaludes der antiken Welt gelegt, emporkeimte und Wurzeln trieb,
die den Bau auseinander sprengten. In demselben Grade als die
äusseren Schicksale des Weltreiches sich erfüllten, musste die neue
Lehre mit der stillen Zuversicht auf Heil und Erlösung, die sie ihren
Anhängern gab, sich als die rettende Arche in der allgemeinen Sint-
iluth der Zeit erweisen.
Schüchtern und bescheiden in den Formen, noch völlig hingegeben
der künstlerischen Praxis der heidnischen Zeit, aber neu beseelt im
Gedanken geben diese frühchristlichen Werke Zeugniss von der reinen
Empfindung, der vertrauensvollen Stimmung ihrer Urheber. Zunächst
mochte man sich damit begnügen, schon aus Scheu vor den Heiden,
die Hoffnung auf das einzige Heil durch schlichte Symbole dem
liebevollen Verständniss der Eingeweihten nahe zu legen. Dahin gehört
als eins der einfachsten, wenn auch nicht frühesten das in verschiedenen
Formen auftretende Monogramm Christi, die griechischen Anfangs-
buchstaben seines Namens X und P in mannigfacher Verschlingung
darstellend. Dazu fügte man gern in Erinnerung an den, Welcher
sich als den Anfang und das Ende bezeichnet hatte, den ersten und
den letzten Buchstaben des griechischen Alphabets, A und Q. Weiterhin
gesellte sich dazu der Fisch als Symbol Christi, weil das griechische
Wort IXOYE die Anfangsbuchstaben des Namens DJGSIIS Christus,
Sohn Gottes, Erlöser" ergiebt. Zu den ältesten dieser Zeichen gehört
ferner der Anker als Sinnbild der Hoffnung, das Lamm und die Taube,
die sowohl den Sohn Gottes und den heiligen Geist, als auch die
christliche Seele bedeuten. Als Symbol der Eucharistie kommt manch-
mal eine Verbindung von Brod und Fisch vor. Die Unsterblichkeit
wird nach ilraltem heidnischen Brauch durch den Pfau, die Auferstehung,
aber auch die WaChSamkeit des stets zum Kampf mit der Sünde be-
reiten Christen durch den Hahn bezeichnet. Manche Symbole kommen