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Buch.
Frührenaissance.
Die
A. v. Reumonifs Untersuchungen wissen, dass diese Fresken ebenfalls
durch Brande von Castiglione gestiftet sind, der von 1411 bis 1417,
resp. 1420 Kardinal von S. Clemente war, da ferner Masaccio damals
in einem noch sehr jugendlichen Alter stand, so erhebt sich die Ver-
mutliung fast zur Gewissheit, dass Masolino, den wir ja auch in Casti-
glione für denselben Kirchenfürsten thätig fanden, der Urheber dieser
Werke sei. Die Uebereinstimmung des Stils scheint vollends den
letzten Zweifel zu beseitigen.
Die Katharinenkapelle in S. Clemente ist völlig mit Fresken
bedeckt, welche trotz starker Uebermalung uns doch die wesentlichen
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1.1
Fig. 86. Verkündigung. Von Masolino. S. Clemente zu Rom.
Charakterzüge eines Künstlers verrathen, der sich aus den Traditionen
des giottesken Stils zu freierem Naturgefühl loszuringen sucht. Am
meisten giottesk sind die Gestalten der Evangelisten und Kirchenvater
am Gewölbe, sowie die Verkündigung an der Stirnwand der Kapelle.
(Fig. 86.) Auch die Kreuzigung, welche die dem Eingang gegenüber
liegende Wand bedeckt, zeigt in dem Christus und den beiden Schächern
zwar ein Streben nach grösserei" Naturwahrheit, beharrt aber in der
ganzen etwas lockeren Anordnung wesentlich bei den Traditionen des
früheren Stiles. An den übrigen Wänden sind sodann die Legenden
der h. Katharina von Alexandrien in einer Anzahl lebendig bewegter
Scenen vorgeführt; in welchen der Fortschritt zu kraftigerer Durch-