Kapitel.
Horentiner
Die
Schule.
Generation.
Erste
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lungen Anlass gegeben haben, eine Verwirrung, die erst neuerdings
durch urkundliche Ermittlungen und durch die scharfsinnigen Unter-
suchungen Crowe's und Cavalcasellds grösstentheils aufgehellt worden
ist. Der eine dieser Künstler ist Tommaso, der Sohn des Cristofano
di F ino, genannt Masolmo da Pcmicale, so bezeichnet nach einem Ort
im oberen Arnothal, der andre ist Tommaso, der Sohn eines Notars,
des Ser Giovanni di Simons Guidi aus San Giovanni, genannt Magagcia
Heute wissen wir von den Lebensumstanden der Beiden Folgendes:
illasolino ist 1383 geboren und wahrscheinlich, gleich so manchen
Andern seiner Zeitgenossen, in der Schule Starnina's gebildet worden.
In die Apothekergilde, welche auch die Maler einschloss, trat er 1423,
Im Jahre 1425 ist seine Anwesenheit in Florenz bezeugt. Bald darauf
begab er sich im Auftrage des Filippo Scolari nach Ungarn, um dort
für diesen wahrscheinlich monumentale Arbeiten auszuführen. Dieser
Filippo, aus einer alten aber verarmten ilorentiner Familie abstammend,
hatte sich dem Handel gewidmet und längere Zeit für florentinische
Kaufhäuser in Deutschland Geschäfte geführt. Er kam dann nach
Ofen in die Dienste des Königs Sigismund von Ungarn, stieg durch
die Gunst desselben zu einer reichen angesehenen Stellung empor,
leistete als Staatsmann und Krieger so bedeutende Dienste, dass er
zum Obergespann von Temesvax- ernannt wurde, was ihm bei seinen
Landsleuten den Beinamen Pippo Spano eintrug. Als solcher berief
er Masalino nach Ungarn, und bei seinem Tode 1426 hatte der Künstler
an die Erben seines Gönners noch eine Forderung von 360 Gulden zu
erheben, Welche im folgenden Jahre bezahlt wurde. _V0n Allem was
er dort ausgeführt, ist nichts auf uns gekommen; dagegen haben sich
in dem kleinen Flecken Castiglione d'Ol0na bei Varese Wand-
gemälde erhalten, welche er dort im Auftrage des Branda von Casti-
glione im Chor der Collegiatkirche ausgeführt, und mit seinem Namen
MASOLINVS DE FLÜRENTIA bezeichnet hat. Da diese Kirche
inschriftlich 1428 vollendet wurde, so wird die Ausführung dieser
Werke ungefähr um dieselbe Zeit, jedenfalls eher einige Jahre früher
als später, zu setzen sein. Ein zweiter Cyclus von Fresken in dem
Baptisterium daselbst trägt die Jahreszahl 1435. In etwas frühere
Zeit, und zwar jedenfalls vor 1420 muss ein dritter Freskencyclus
fallen, welchen man in S. Clemente zu Rom in einer Kapelle des
linken Seitenschiffs sieht. Diese Werke sind von Vasari dem Masaccio
zugeschrieben worden, und es fehlt auch jetzt nicht an gewichtigen
Stimmen, welche sie demselben zuschreiben. Allein daIWir durch