Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

Kapitel. 
Die 
Schule. 
flofentiner 
Generation. 
Ershe 
283 
aus. Sodann wurde er 1455 beauftragt, für den Dom ein Reiterbild 
des Generals Niccolo da Tolentino zu malen. Es ist ein Gegenstück 
zu jenem früheren Werke Uccellfs, steht demselben aber in Lebendig- 
keit der Erscheinung entschieden nach. 
Mit Castagno ist in eigenthümlicher Weise das Schicksal Domenico 
Venez-ianois verknüpft, welcher nach Vasarfs Bericht, während beide 
gemeinschaftlich in Sta. Maria Nuova malten, von jenem aus Neid und 
Eifersucht ermordet wurde. Da Domenico erst 1461, also vier Jahre 
__nach seinem angeblichen Mörder starb, so fällt jenes lllährchen in 
Nichts zusammen; wohl aber beweist, was wir von Domenicds Kunst 
noch besitzen, eine gewisse Verwandtschaft zwischen beiden Künstlern. 
Von Domenico's Leben wissen wir zu wenig, um entscheiden zu 
können, wem die Priorität dabei gebührt. Dass er, oder doch seine 
Eltern von Venedig stammten, beweist sein Name, dass er aber seine 
künstlerische Ausbildung Florenz verdankt, leidet keinen Zweifel. Aus 
einem Briefe, den er 1438 an Piero de' Medici richtete, geht hervor, 
dass er in näheren Beziehungen zu dieser Familie stand, und von 
Cosimo Förderung erfahren hatte. Er erbietet sich für die Medici 
ein Altarbild zu malen und hofft, wenn man ihm dies gestattet, etwas 
Treifliches zu leisten („farvi vedere chose mcravigliose"). Wir be- 
sitzen leider nur ein sicheres Bild des Meisters, das aus der Kirche 
Sta. Lucia dei Magnoli in die Sammlung der Üffizien gelangt ist 
und die Bezeichnung „opus dominici de Venetiis" trägt. (Fig. 85.) 
Es stellt unter einer dreifachen spitzbogigen Arkade die Madonna mit 
dem Kinde thronend dar, von den Heiligen Nicolaus und Lucia zur 
Rechten, Johannes dem Täufer und Franziskus zur Linken umgeben. 
Die Anordnung befolgt also die hergebrachte Weise, selbst die Archi- 
tektur ist noch überwiegend gothisch, obwohl sich die Elemente des 
neuen Stiles stark einmischen. Noch entschiedener sprechen die Ge- 
stalten in ihrer völlig individuellen naturalistischen Durchbildung den 
Charakter der neuen Zeit aus. Keine Spur von den typischen Gesichts- 
formen der Giottisten; selbst die Madonna, die das auf ihrem Schoosse 
stehende, nicht mehr in mittelalterlicher Weise bekleidete, sondern 
nackte Christuskind vor sich halt, ist eine schlichte florentinische Mutter, 
in welcher das rein Menschliche an die Stelle  des Göttlichen tritt. 
Auch wie der Knabe nach dem auf ihn hinweisenden Johannes blickt, 
ist ein neuer bloss naturalistischer Zug, den die feierliche Anordnung 
früherer Altarbilder noch nicht kannte. Die feine Gestalt der Lueia, 
erinnert an die Anmuth eines Fiesole oder Masolino, die männlichen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.