Kapitel.
florentiner
Die
Schule.
Erste
Generation.
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Putzen gelitten, aber man erkennt noch die gediegene Zeichnung und
die ungemein energische Action. Von rührender Anmuth ist der zarte
Prinz, der fast ein Kind noch an der Seite des wettergehärteten Alten
reitet. Die schweren Rosse und Reiter erinnern stark an Donatglhfg
und Verrocchids Reiter-Statuen. Am Boden liegt in kühner Ver-
kürzung ein gefallener Krieger; das violette Felsengebirge ist mit
Figuren Kämpfender und Fliehender bedeckt. Ein dichter Hain von
Rosen und Orangen giebt der Scene eine poetische Stimmung und be-
weist, dass Vasari Recht hat, wenn er den landschaftlichen Darstellungen
Üccelli's hohes Lob ertheilt. Noch bedeutender vielleicht zeigt sich
der Künstler in der grau in grau gemalten Reiterfigur des Condottiere
John Hawkwood (Acuto), welche er um 1436 für den Dom von
Florenz malte. Hoch an der Wand auf ebenfalls gemalten Consolen
über dem linken Eingang angebracht, frappirt sie durch mächtige
Energie und meisterhafte perspektivische Wirkung. Es war gleichsam
die Abschlagszahlung der Republik auf ein plastisches Denkmal, das
nicht zu Stande kam. Endlich besitzt die Sammlung des Louvre
die schon von Vasari erwähnten Bildnisse von Giotto, Donatello,
Birunelleschi, Uccelli und Antonio Manetti, Werke von grossartiger
Kraft und energischer Auffassung, deren tiefes und glühcndes Kolorit
indess auf spätere Erneuerung deutet.
Uccelli hat in einem langen thatigen Leben noch zahlreiche
Werke geschaffen, die aber grösstentheils untergegangen sind: so die
Scenen aus dem Leben des h. Benedict im Kloster degli Angeli, ein-
farbige Fresken im Kreuzgang von S. Miniato, Darstellungen aus dem
Leben des h. Franziskus in Sta. Trinita, und allerlei Thierstücke im
Palazzo Medici. Auch auswärts war der Künstler thatig. Wenn es
sich auch nicht nachweisen lässt, dass er, wie Vasari behauptet, mit
Donatello nach Padua gegangen sei, so hat er doch eine Zeitlang
dort gelebt und Arbeiten ausgeführt, welche allerdings nicht mehr
vorhanden sind. In hohem Alter finden wir ihn zu Ürbino, ohne dass
wir indess Genaueres über seinen dortigen Aufenthalt wüssten. Aus
dem Jahre 1469 existirt eine Urkunde, in welcher er erklärt, dass er
73 Jahre alt, mittellos und arbeitsunfähig sei. Wahrscheinlich starb
er bald darauf und wurde in Sta. Maria Novella begraben. Vasari
war daher nicht im Unrecht, wenn er von ihm sagt, dass er durch
seine unablässigen perspektivischen Studien in Armuth gerathen sei.
Eine ähnliche Üebergangsstellung nimmt Andrea del Castagno
ein, der 1390 in der Umgebung von Florenz von armen Landleuten