Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

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Buch  
Frührenaissance. 
Die 
für 190 Goldgulden im Auftrag der Bruderschaft der Linaiuoli gemalt 
hat, jetzt in den Uffizien. Lebensgross dargestellt hält sie das mit 
einem Röckchen bekleidete Kind auf dem Schoosse, feierlich und gross- 
artig wie ein byzantinisches Andachtsbild, aber von edelster Schönheit 
verklärt. Noch vollkommener aber sind die zwölf musicirenden Engel, 
welche den Rahmen schmücken, Gestalten von einer wahrhaft über- 
irdischen Schönheit. Das ganze Werk bildet die höchste Stufe dessen, 
was Cimabue in seiner Madonna von Sta. Maria Novella erstrebt hat. 
Auf den Flügeln des Triptychons sieht man aussen Petrus und Marcus, 
innen abermals Marcus und Johannes den Täufer, an der Predella die 
Anbetung der Könige (Fig. 80), die Predigt Petri und den Marter- 
tod des h. Marcus, durchweg Werke von höchster miniaturhafter Voll- - 
endung. Eine andere thronende Madonna, die er 1438 für den Hoch- 
altar von S. Marco malte, beßndet, sich jetzt in der Sammlung der 
Akademie. Hier ist die Jungfrau auf beiden Seiten von je drei 
Heiligen begleitet und von den knieenden Cosmas und Damianus, den 
Schutzpatronen der Medici, verehrt. Obwohl die Farbe stark durch 
Abreiben gelitten hat, erkennt man doch noch die Zartheit der Ma- 
donna, die wunderschönen Köpfe der Engel, den edlen Ausdruck der 
Heiligen. Ebendaselbst ein ähnliches Bild aus dem Kloster Bosco a' 
Frati zu Mugello, von verwandter Anordnung und Behandlung. Eine 
thronende Madonna aus der frühen Zeit des Meisters sieht man auch in 
der Pinakothek zu Peru gia, ehemals in S. Domenico daselbst. Mehrmals 
hat er die Krönung der Jungfrau dargestellt; so in einem köstlichen 
Bilde, welches aus Sta. Maria Nuova in die Galerie. der Üffizien 
gelangt ist und zu den schönsten Werken des Meisters gehört. (Fig. 81). 
Nicht minder vorzüglich ist die für S. Domenico zu Fiesole gemalte 
Krönung der Jungfrau, die sich jetzt im Louvre befindet. In solchen 
Werken steht Fra Angelico auf der Höhe seiner Kunst. Die be- 
selig-ende Schönheit himmlischer Erscheinungen ist nie entzückender 
geschildert worden. Hier ist die höchste Vollendung dessen, was 
Orcagna in seinem Paradiese begonnen hat. 
Mehrmals hat Fra Angelico das Jüngste Gericht dargestellt. Er 
folgt darin der herkömmlichen Anordnung und knüpft auch da wieder 
besonders an den Vorgang Oreagna's an. Die Bewegung der auf- 
gehobenen Rechten Christi, die sich traditionell sogar bis auf Michel- 
angelo fortsetzt, wird in erster Linie als Zeigen der Wundmale aufzu- 
fassen sein, denn auf älteren Abbildungen breitet er oft beide Arme 
aus. Doch ist ein Abweisen der Verdammten wohl auch damit verbunden,
	        
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