Buch,
Mittelalter.
Das
hatte sich in den Dienst des Casarenthums begeben, nicht mehr um
wie in den früheren Zeiten die Ideale des griechischen Volksgeistes
zu verklälren, sondern um dem Luxus zu fröhnen, der Macht zu schmei-
cheln, der entfesselten Sinnlichkeit eines Lebens zu dienen, welches
die Reichthümer einer halben Welt den zügellosen Begierden der
Hauptstadt zu Füssen legte. Kein Wunder, dass die Lehre Dessen,
der die Schätze und den Prunk dieser Welt verachtete, der auf Reinheit
der Gesinnung drang und ausdrücklich betonte, sein Reich sei nicht
von dieser Welt, sich von solcher Kunst mit tiefer Scheu abwenden
TIlüSSte. Ja, es wäre wohl zu begreifen, wenn die ersten Christen in
der That durch diese Gesinnungen und solche Wahrnehmungen zu
der entschiedenen Bilderfeindlichkeit gelangt waren, die man ihnen oft
nachgesagt hat.
Aber die Praxis war, wie so oft, milder als die Theorie, und
auch die Theorie wurde nur durch die extreme Partei strengster Ascese
vertreten. Denn gegen jene abstrakte Bildlosigkeit des Judenthums
regte sich schon früh im Schooss der christlichen Gemeinde jene Liebe
zu den holden Schöpfungen der Kunst, welche das natürliche Erbtheil
des griechisch-römischen Alterthums war. Nicht umsonst hatten seit
Jahrhunderten griechische Meister die Welt mit Wunderwerken der
Kunst geschmückt; nicht umsonst hatte Rom aus allen Ländern seines
Weltreiches Tausende von Meisterwerken zusammengeschleppt, um seine
öffentlichen Platze, seine Tempel, Thermen, Paläste anzufüllen. Der
Sinn für schöne Formen, die Freude an künstlerischen Werken War
Gemeingut geworden; überall empfand man das Bedürfniss, selbst die
Gerathe des täglichen Lebens in zierlicher Form und mit sinnigem
Schmuck ausgestattet zu sehen. Auch die ersten Christen nahmen
Theil an diesem allgemeinen Gefühl, und das ascetische Judenthum
mit seiner Bildlosigkeit erfuhr dadurch eine Reaction zu Gunsten der
bildenden Künste. Man erkennt dies deutlich an den zahlreichen
Funden der Katakomben, an den irdenen und bronzenen Lampen mit
ihren zierlichen Formen und ihren christlichen Emblemen, dem Mono-
gramm Christi, der Taube, dem Lorbeerkranz u. s. w., an den Sarko-
phagen mit ihrem reichen bildnerischen Schmuck, an den kleinen
Glasschalen mit gravirten Darstellungen auf eingelegten Goldplättchcn,
die besonders oft die Brustbilder der Apostelfürsten, aber auch, wie
jene beiden in Köln gefundenen Gläser, andere biblische Geschichten,
Daniel unter den Löwen, Jonas vom Wallfisch ausgespieen, die drei
Knaben im Feuerofen u. dcrgl. enthalten. Erwägt man dies Alles, so