II, Kapitel.
Die florentiner Schule.
Erste
Generation.
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trotz der zierlichen gemalten Renaissancehalle kaum über die conven-
tionelle Schranke des 14. Jahrhunderts. Dasselbe gilt von der Grab-
legung, einer innig ergreifenden, aber ebenfalls noch ganz giottesken
Composition. Weiterhin sieht man die thronende Madonna in einer
edlen Renaissance-Nische, jederseits von vier stehenden Heiligen um-
geben, würdevolle Gestalten von bedeutender Kraft der Modellirung
und Charakteristik, die indess wenig Beziehung zu der Hauptfigur
verrathen. Das Kindehen auf dem Sehooss der Mutter mit der Welt-
kugel in der Hand und der segnenden Rechten ist noch völlig bekleidet,
Christus als Pilger.
Von Fiesole.
S. Marco.
im Sinne des Mittelalters. Auch in der Madonna herrscht noch die
feierliche echt religiöse Auffassung. Kräftige Modellirung in ener-
gischem Seitenlicht, das sogar in den Schlagschatten der Pilaster-
kapitale der gemalten Rückwand zu völlig plastischer Wirkung ver-
werthet ist, endlich das flüssige und lichte, dabei aber doch kräftige
Kolorit geben diesem Bilde eine bedeutende Wirkung. Auffallend ist
hier, wie immer bei F iesole die vornehme schmale Form der edel
gezeichneten Hände. Weiterhin findet man in einer Zelle die Aufer-
stehung Christi, eine der herrlichsten unter diesen Compositionen.
Während die edle Gestalt Christi in einer Strahlenmandorla aufwärts
schwebt, treten die Gestalten der frommen Frauen mit ihren Salbgefässen