Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

Kapitel, 
Schule. 
Die florentiner 
Erste Generation. 
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Art die scheinbar entgegengesetzten Elemente beider Epochen mit 
einander zu verbinden und eine ähnliche Mission zu erfüllen, wie sie 
am Ende des Jahrhunderts auf einer noch höheren Stufe von Rafael 
vollzogen wurde. Es ist Fra Giovanrni Angelico da Fig30lg_ Unweit 
Giotto's Heimath in der Provinz Mugello im Jahre 1387 geboren, trat 
er zwanzigjahrig mit einem jüngeren Bruder in das Dominikanerklostgr 
von Fiesole (1407), wurde als Novize in das Kloster nach Cortona ge- 
schickt, wo er sich, wie es scheint, eine Reihe von Jahren aufhielt, 
und erst 1418 nach Fiesole zurückkehrte. Im Jahre 1436 trat er in 
das Kloster von S. Marco zu Florenz ein, welches er mit seinen herr- 
lichsten Schöpfungen schmücken sollte. Von wem Fra Angelico die 
Malerei erlernt hat, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen; doch darf 
man wohl für gewiss annehmen, dass er schon bei seinem Eintritt in's 
Kloster ein fertiger Künstler war. Ohne Zweifel haben die Kunstwerke 
von Florenz den stärksten Einßuss auf ihn geübt, vor Allem die edlen 
Schöpfungen Orcagna's, dessen milde Schönheit wir bei Fiesole Wieder- 
finden. Allem Anscheine nach war er sodann mit Masolino der Schüler 
Gherardo Starnina's, der, aus Antonio Veneziands Schule hervorge- 
gangen, offenbar für Florenz die Brücke zwischen den späteren Giot- 
tisten und den Künstlern der neuen Zeit. bildet.  Seine Kunst bewegte 
sich dann in ähnlicher Richtung, wie die des etwas früheren Don Lo- 
renzo (vgl. S. 165), den er indess weit hinter sich zurückliess. Die 
frühesten Arbeiten Fra Giovannfs im Kloster S. Domenico zu" Cortona 
sind untergegangen, aber ein Altarbild daselbst, die thronende Jung- 
frau zwischen vier Heiligen darstellend, sowie die dazu gehörende 
Predella mit Scenen aus dem Leben des h. Dominicus, jetzt im Gesü, 
zeigen den Künstler schon in seiner vollen Eigenthümlichkeit. Hold- 
selige Anmuth, Reinheit der Empfindung, welche der Schönheit der 
Köpfe einen Hauch von überirdischer Zartheit verleiht, sind schon hier 
Charakterzüge seiner Kunst. Auch die goldige Klarheit des Kolorits 
mit seinem flüssigen fein vertriebenen Farbenauftrag erscheint be- 
reits in voller Entwicklung.  
Als Fra Giovanni dann nach Fiesole zurückgekehrt war, musste die 
Berührung mit der mächtig aufblühenden Kunst des benachbarten 
Florenz ihn bedeutend fördern. Er entwickelt sich an den Arbeiten 
eines Masolino und Masaccio zu grösserer Fülle und Kraft, zu einer 
reicheren Scala individueller Formen, zu plastischer Durchbildung der 
Gestalten und zeigt fortan auch in den architektonischen Gründen 
seiner Bilder eine verständnissvolle Aufnahme der wiedergeborenen
	        
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