I. Kapitel.
der italienischen Frührenaissance.
Die Kultur
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frei von Ueberladung und selbst von Kleiulichkeit halt, nimmt die
italienische Malerei jene technischen Fortschritte zwar bereitwillig auf,
verwendet sie aber in einem grösseren Sinne zu Schöpfungen, denen
allerdings jener feinste koloristische Reiz meistens abgeht, die aber
dafür durch plastische Wucht und Grösse des Stils, durch monumentale
Würde zu fesseln wissen. Nur in einzelnen Fallen wird mit dem
malerischen Zauber niederländischer Werke gewetteifert, und zwar
hauptsächlich bei Meistern Oberitaliens: im Ganzen aber strebt die
italienische Kunst nach einer Gesammterscheinung, in welcher alle
drei Künste einander wechselseitig bedingen, fördern und tragen. So
wird die italienische Kunst, und in erster Linie die Malerei, der höchste
Ausdruck der gesammten Kultur, und namentlich letztere erfüllt in
bewundernswerther Weise die Mission, die in Anmuth und Würde rein
menschlicher Bildung glänzenden Gestalten, ja das gesammte Leben
der italienischen Renaissancezeit zu freier Schönheit zu verklären.