1. Kapitel.
Frührenaissance.
der italienischen
Kultur
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lhiumphbogen, errichtet zum Andenken seines siegreichen Einzugs
in die eroberte Stadt, den er wie ein antiker Imperator auf vergo]-
detem Triumphwagen hielt. Die angesehensten Humanisten, einen
Valla, Beccadelli, Facitis Wusste er an seinen Hof zu fesseln, dessen.
üppiger Glanz und verschwenderisches Leben wundersam mit der
Lectüre des Seneca und Livius, sowie der Bibel durchllochten war.
Trotz der Zerrüttung seiner Finanzen war Alfonso nicht 101035 auen
sinnlichen Freuden, sondern auch ernsten literarischen Bestrebungen
mit ungetheiltem Interesse zugethan. Als Freund der Dialektik liebte
er es, philosophische nnd theologische Disputationen zu veranstalten
und sich gelegentlich selbst dabei einzumischen. Oft begab er sich
zu Fuss in die Hörsäle der Gelehrten, um ihren Vortragen zu lauschen.
Antike Münzen und Medaillen sammelte er und erfreute sich an ihrer
oftmaligen Betrachtung.
Noch entscheidenderwar es, dass durch Nicolaus V. der Huma-
nismus selbst im Vatikan seinen Einzug hielt. Wie dieser hochge-
bildete Papst als Bücherfreund der eigentliche Begründer der vati-
kanischen Bibliothek geworden ist, hörten Wir schon. Wie freisinnig
der Statthalter äChristi und Nachfolger Petri über den Vorurtheilen
seiner Zeit stand, beweist wohl nichts so schlagend, als dass Lorenzo
Valla trotz seiner vernichtenden Schrift über die angebliche Constan-
tinische Schenkung an den römischen Hof berufen wurde. Auch Poggio
hinderte seine weltbekannte Leichtfertigkeit nicht, unter acht Papsten
der römischen Curie zu dienen. Die reichen Erträgnisse des Jubel-
jahres von 1450 wurden von dem humanistisch gesinnten Papst völlig
zur Befriedigung seiner beiden Leidenschaften für Bücher und Bauten
verwendet. Gewaltig War der Plan, die ganze leoninische Vorstadt zu
einer befestigten Burg des Papstthurns zu gestalten, den vatikanischen
Palast neu zu erbauen und selbst den Dom von St. Peter im Sinne
des klassischen Alterthums zu erneuern. Der grosse Theoretiker und
Baumeister Leo Battista Alberti wurde nach Rom berufen, um dabei
mitzuwirken; andre F lorentiner wie Bernardo und Antonio Rossellini
und Baccio Pontelli führten die in ihrer Heimath neu erstandene klas-
sische Baukunst nach der ewigen Stadt zurück. Alberti durfte dem
Papst sein berühmtes Buch über die Architektur überreichen, den
ersten Versuch einer wissenschaftlichen Begründung der neu erstan-
denen Baukunst. Wichtig war dem Papst besonders, Uebersetzungen
der griechischen Autoren zu erlangen. Mit eigner Hand schenkte er
dem Lorenzo Valla für seinen lateinischen Thukydides ÖOO Scudi. Den
Lübke, Italien. Malerei. I. 1G