Kapitel.
Kultur
Die
italienischen Frührenaissance.
der
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ihm gegründete Badia bei Fiesole ebenfalls mit einer Bibliothek aus-
statten wollte und doch keine Möglichkeit sah, die Bücher alle zu
kaufen, bestellte er 45 Abschreiber, welche in 22 Monaten eine Biblio-
thek von 200 Bänden herstellten. Für solche Ausgaben war die medi-
ceische Bank stets auf's Freigebigste zur Verfügung. Auch die alle
Länder umfassenden Handelsverbindungen des mediceischen Hauses
wurden benutzt, um werthvolle Manuscripte aus der Ferne herbeizu-
schaffen. An allen Fürstenhöfen, in allen vornehmen Familien entstand
ein Wetteifer in Erwerbung von Büchern, kein gebildetes Haus wollte
ferner ohne eine Bibliothek sein.
Die deutsche Erfindung der Buchdruckerkunst, welche für Deutsch-
land von so hoher Bedeutung ward und sich als mächtige Bundes-
genossin der Reformation erwies, war für Italien und sein Verhaltniss
zum Humanismus bei Weitem nicht so durchgreifend. Denn der
bürgerlichwolksthümlichen Bewegung in Deutschland gegenüber trug
hier die neue wissenschaftliche Richtung einen überwiegend exklusiv-
aristokratischen Charakter, und als zuerst Sweynheim und Pannarz
1464 die Kunst des Bücherdrucks nach dem Kloster Subiaco und dann
nach Rom, Johann von Speyer sie 1469 nach Venedig übertrug, war
der Sieg des Humanismus langst entschieden. Wohl wurde nun Venedig
durch Aldus Manutius und den Florentiner de' Giunti der Vorort für den
italienischen Buchdruck und Buchhandel und trug zur weiteren Ver-
breitung der antiken Klassiker durch die musterhaft typographisch
hergestellten Ausgaben wesentlich bei: allein es fehlte nicht an Bücher-
freunden, welche mit einer gewissen Verachtung auf solche gedruckte
Werke herabsahen und in ihren Bibliotheken nur geschriebene Codices
duldeten. Der Werth der Bücher stand im Verhältniss zu den Mühen,
Schwierigkeiten und Üpfern, mit Welchen man sich dieselben ver-
schafft hatte.
In grossartiger Weise betrieb der ehemalige mediceische Bücher-
wart diese Tendenzen, als er auf den päpstlichen Stuhl gelangt war.
Er hatte seine eignen Agenten, die mit der Macht des päpstlichen An-
sehens ausgerüstet durch die Länder zogen, um Bücher aufzutreiben.
Bis in den skandinavischen Norden reichten diese Missionen. Nicht
minder liess er in Griechenland und Kleinasien eine grosse Anzahl
griechischer Klassiker aufkaufen; überall hatte er eine ganze Anzahl
von Schreibern zum Kopiren von Manuscripten und so wurde er der
eigentliche Begründer der vatikanischen Bibliothek, die bei seinem
Tode auf 5000, von Andern sogar auf 9000 Bände angeschlagen wurde.