Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

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Buch. 
Das 
Mittelalter. 
eine thronende Madonna, von den Heiligen Nicolaus und Katharina 
umgeben, sammt der kleinen Figur des Stifters. Das Bild zeigt noch 
den alterthümlichen Goldgrund, aber die liebliche Umgebung von 
Orangenbäumen, Welche statt der Früchte kleine rothe musizirende 
Engel tragen, ebenso das nackt auf dem Schooss der Mutter stehende 
Christuskind, welchem das früher unerlässliche mittelalterliche Röckchen 
abhanden gekommen ist, sind Elemente eines neuen künstlerischen 
Lebens. 
In diese Reihe gehört eigentlich auch Fra Angelico da Fiesole, 
der indess stärker und tiefer von der Tendenz der neuen Zeit berührt 
wird , und den wir desshalb an den Anfang der nächsten Epoche als 
Hauptvertretei" dieses Üebergangsstiles stellen. 
Weiter schliessen wir nun aber einige Erscheinungen der vene- 
zianischen Malerei an, Welche wir bis tief in den Ausgang des 14. Jahr- 
hunderts mit unveränderter Starrheit in den byzantinischen Traditionen 
befangen fanden. (Vergl. S. 197  Selbst im Anfang des 15. Jahr- 
hunderts gewahrt man dort noch keinen höheren Aufschwung, wie 
z. B. die thronende Madonna des Jacobello del Fiore vom Jahre 1436, 
in der Akademie zu Venedig beweist. Dagegen entwickelte sich auf 
dem durch seine Grlasfabrikation zu glänzender Blüthe gelangten Murano 
eine selbständige Schule, welche gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts 
zu einigen charaktervollen Leistungen sich aufschwingt. Zwei Künstler- 
namen treten uns gemeinsam auf mehreren bezeichneten Altarwerken 
entgegen, Giovanni und Antonio da Murano, von denen der erstere 
sich auch unter dem Namen Giovanm Alamavzno als Deutschen an- 
kündigt. Bei _diesen Künstlern verbindet sich mit dem Einfluss des 
Gentile da Fabriano ein Anklang an die gleichzeitige deutsche Malerei, 
namentlich an die Kölner Schule, in Welcher wahrscheinlich Meister 
ndohann der Deutsche" seine Ausbildung erlangt hat. Deutsche Ein- 
wirkungen lassen sich in der Kunst Venedigs damals auch an der 
Vorliebe für reich vergoldete und bemalte Schnitzwerke nachweisen, 
Wie denn die Lagunenstadt in ihrer halb byzantinischen, halb kauf- 
männischen Neigung zu höchster Prachtentfaltung aus dem Orient und 
Occident alles aufnahm, was solcher Absicht genügen konnte. 
Von den gemeinsamen Arbeiten dieser beiden Künstler nennen 
wir ein Altarbild vom Jahre 1440, jetzt in der Akademie, bezeichnet 
ndoanes et Antonius de Muriano". Man sieht auf einem reichen Throne 
Christus und die Madonna sitzen, zwischen ihnen hervorragend die 
Gestalt Grottvaters mit der Taube des heiligen Geistes. Ein Chor von
	        
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