Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

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Buch. 
Mittelalter. 
Das 
ereignet haben. Am Gewölbe sind vier alttestamentliche Vorbilder des 
Messopfers angebracht: Melchisedek und Abraham, Abraham die Engel 
bewirthend, das Mannalesen und Elias in der WVüste durch einen 
Engel gespeist. Dies sind die Bilder des zweiten Gewölbes; an dem 
vorderen dagegen sieht man die Einzelgestalten des h. Paulus, des 
Thomas von Aquin und eine merkwürdige Darstellung, wie der Mensch 
zu Pferde der Weltlust entilieht, um dem Herrn zu dienen. Die Hufe 
des Rosses zertreten ein schönes Weib; vor ihm krümmt sich ein 
Teufel, von einem Pfeil durchbohrt; oben erscheint Christus und ver- 
heisst ihm das Brod des ewigen Lebens. Diese Arbeiten, mit Sorgfalt 
restaurirt, verrathen einen Künstler, der mehr sienesische als floren- 
tinische Einflüsse aufgenommen hat, die er, wenn auch nicht bedeutend, 
so doch in anziehender Weise zur Anwendung bringt. 
Etwas später malte derselbe Meister, der in den Urkunden als 
Ugolino di Prete Ilario bezeichnet wird, die noch umfangreicheren Fresl- 
ken im Chor des Doms, Wobei ihm der uns vom Camposanto zu Pisa 
her bekannte Pietro cli Puccio (vgl. S. 196) sammt zwei andern Malern 
behülflich war. Zwei verschiedene Hände lassen sich in den Gemälden 
wohl erkennen. An der östlichen Gewölbkappe sieht man eine edle 
Darstellung der Krönung Maria, an der westlichen den thronenden 
Erlöser mit dem Buch des Lebens, südlich den h. Geist in der Glorie, 
nördlich schöne schwebende Engelchöre. Darunter an der Ostwand 
die Himmelfahrt der Madonna, die von Engeln und freudig bewegten 
Heiligen umgeben ist, an der nördlichen Schildbogenwand Papst Sil- 
vester den Kaiser Oonstantin taufend, sodann den h. Martin, der den 
Armen seinen Mantel giebt, dazwischen Stephanus und Laurentius, 
Agnes und Lucia, etwas verblichen in der Farbe, aber sehr würdige 
Gestalten; an der südlichen Bogenwand Abraham, Isaak und Jacob, 
J eremias , J esaias und Johannes der Täufer. Unter diesen Darstel- 
lungen zieht sich eine kleine Galerie von Kleeblattbögen hin, welche 
über den Fenstern als Bekrönung derselben aufsteigt. Es folgen nun 
die vier Evangelisten und die Kirchenvater, theilweise, namentlich an 
der rechten Seite, sehr zerstört. Sodann sind die grossen Flachen der 
drei Wände mit 36 Darstellungen aus dem Leben der Maria von der 
Verstossung Joachims aus dem Tempel bis zu ihrer Verklärung ge- 
schmückt. Diese Bilder wiederholen nicht ohne lebendigen Ausdruck 
und in heller, dabei kräftiger Färbung die hergebrachten Motive der 
Giottdschen Schule, doch mit einer Hinneigung zu weicheren, Selbst 
schwachlicheren Formen, wie man sie bei den Sienesen ündet. A111
	        
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