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B uch.
Mittelalter.
Das
wird. Den Abschluss des Cyclusubilden zwei grosse Gemälde an der
Ostwand mit den Wunderthaten des Heiligen, der dem Könige im
Traum erscheint und ihn zum Kampf mit den Saracenen auffordert.
Dann sieht man den Sieg über die Ungläubigen, wobei der Apostel
auf den Mauern der feindlichen Stadt erscheint und sie zerstört. An
der südlichen Wand malte sodann derselbe Künstler das grosse Bild
der Kreuzigung, zwar etwas locker und episodenhaft komponirt, aber
reich an ergreifenden Schönheiten. (Fig. 74.) Bemerkenswerth ist
namentlich der ganz neu auftretende Gedanke, dass der Künstler die
von dem Schauspiel heimkehrende Menge darstellt, wobei er Gelegen-
heit findet das Nachzittern des erschütternden Ereignisses in bedeutungs-
vollen Zügen zu schildern. Das höhere Lebensgefühl, die weichere
Durchbildung der Formen, der Sinn für feinere Anmuth und die voll-
kommenere koloristische Entfaltung verleihen diesen Werken einen
hohen Werth.
Ein zweiter nicht minder bedeutender Cyclus befindet sich in
der Cappella. S. Giorgio, welche neben dem Santo gelegen und von
Raimundinus, einem Bruder des 'Marchese Bonifazio de' Lupi, 1377
gestiftet wurde. Nach dem Tode des Stifters, der schon zwei Jahre
darauf erfolgte, brachte sein Bruder den Bau zur Vollendung. Es ist
ein Rechteck von etwa 85 Fuss Lange, bei 30 Fuss Breite, das ähn-
lich der Madonna dell' Arena mit einem Tonnengewölbe bedeckt ist.
Der ganze grosse Raum erhielt an den Wänden und Decken und selbst
an den F ensterlaibungen ausgedehnte Fresken, die nicht bloss eins
der umfangreichsten, sondern auch eins der edelsten Monumentalwerke
der gesammten mittelalterlichen Kunst ausmachen g). Gegenüber der
Eingangswand ist auch hier die Kreuzigung Christi, aber in grösserer
Ausführlichkeit und mit Hinzunahme der beiden Schächer dargestellt.
Darüber sieht man die Krönung Maria. Auf der Eingangswand sind
fünf Bilder aus dem Leben der Maria und der Kindheit Christi dar-
gestellt. Ünd zwar die Verkündigung, die Geburt Christi, die An-
betung der Weisen, die Flucht nach Aegypten und die Darstellung im
Tempel. Auf den beiden Seitenwänden sind sechs Scenen aus der
Geschichte des h. Georg und je vier aus dem Leben der h. Katharina
und der h. Lucia vorgeführt. Den Abschluss macht hier ein grosses
k) Ernst Förster hat das grosse Verdienst, diese bedeutenden Werke wieder
entdeckt und vor dem Untergange gerettet zu haben. Vgl. seine schöne Publikation:
Die S. Georgskapelle zu Padua. Berlin 1841. F01. Mit Abbildungen.