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Buch.
Biittelalter.
Das
gegen den Gottesmann zu schmieden. Im zweiten Bilde ist dieser
zurückgekehrt und weist die Ketzereien seiner Widersacher siegreich
ab. Man sieht ihn auf der Kanzel zu einer grossen VGTSaIDmlung
reden, in Welcher der Künstler das gespannte Aufhorchen und die
verschiedenen Stimmungen gläubiger Ergriffenheit und zweifelvollen
Nachdenkens lebendig geschildert hat. Im dritten Bilde vollzieht sich
die Bestrafung der Ketzer, die sammt ihrem Anhange den Dämonen
überliefert werden. An der südlichen Wand wird nun geschildert, wie
die Teufel ihre Beute wieder heraus geben müssen. Das Evangelium
trotzt siegreich den Flammen, die Irrlehrer bekehren sich und lassen
sich taufen, die Juden aber in höchster Empörung rotten sich gegen
den Apostel zusammen, der ruhig und siegesgewiss ihnen gegenüber
tritt; Sodann folgt, im Mittelfeld über der Kreuzigung, das Martyrium
des Heiligen, der zum Richtplatz geführt und enthauptet wird, nach-
dem er unterwegs noch einen Gichtbrüchigen geheilt hat. Nun sieht
man, wie seine Anhänger den Leichnam in ein Schilf bringen, welches,
während sie schlafen, durch die Leitung Gottes sie nach Spanien führt.
An's Land gestiegen wenden sie sich zu einem am Ufer aufragenden
Schlosse, um von der Herrin desselben, der Gräfin Lupa, die Auf-
nahme des heiligen Leichnams zu erbitten. In ergreifender Weise
wird erzählt, wie die Jünger des Apostels den auf einem Leintuch
getragenen Leichnam auf einen Felsen niederlassen, der unter der Be-
rührung durch ein Wunder zum Weichen Polster wird. Links sieht
man das von einem Engel geleitete Schiff am Ufer halten, während
auf dem Altar des Schlosses sich Frauen zeigen. Die Gräfin weist
die Fremden zurück und schickt sie zu dem grausamen König des
Landes, der sie sofort einkerkern lasst, wie die Lünetten der westlichen
Wand erzählen. In den nördlichen Lünetten sieht man, wie der Apostel
durch einen Engel seine Jünger befreit, worauf sie in's Gebirge ent-
weichen. Man setzt ihnen nach, aber die Verfolger werden durch eine
zusammenbrechende Brücke in den Abgrund gestürzt. Dies Alles ist
überaus lebendig geschildert, besonders wie einer der Reiter aus dem
Wasser an das steile Ufer sich emporzuarbeiten sucht.
Dieser Theil der Bilder ist in einem strengeren giottesken Stil
und in lichten Farben von einem bedeutenden Meister der älteren
Schule ausgeführt. Wir dürfen in ihm wohl den Altichiero vermuthen.
Die übrigen Bilder zeugen von einer jüngeren Hand, die sich durch
reichere Farbenskala, kräftigere Modellirung in tieferen Tönen und
freiere Entwicklung des Kolorits auszeichnet. Dies dürfte dann Jacopo