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Buch.
Das
Mittelalter.
Anziehender sind die Wandgemälde in der kleinen Kirche Sta. Maria
Mezzaratta, welche in grosser Ausführlichkeit die Geschichten des
alten und des neuen Testaments erzählen. Von verschiedenen Händen
herrührend, gehören sie indess ebenfalls nur zum handwerklichen
Mittelgut der Zeit.
In verwandter Richtung bewegte sich die Malerei im benachbarten
Modena. Hier sind zwei nicht unbedeutende Künstler zu verzeichnen,
welche weit über ihre Heimath hinaus in Ansehen und Ruf standen
und meistens auswärts thätig waren. Der eine nennt sich Thomas de
Matina, hauptsächlich bekannt durch die Arbeiten, welche er für Kaiser
Karl IV. in Prag ausgeführt hat. Im Belvedere zu Wien sieht man
von ihm eine Madonna zwischen dem heiligen Wenzel und dem h. Pal-
matius, noch stark byzantinisirend, aber von einem gewissen Adel in
Form und Ausdruck. Der zweite dieser Künstler ist. Barnabas de
Matina, von welchem die StädePsche Sammlung in Frankfurt a. M.
ein Madonnenbild vom Jahre 1367 besitzt, das ebenfalls noch streng
byzantinisirt, in zäher Tempera mit grünlichen Schatten ausgeführt
ist und doch namentlich im Kopfe des Christkindes ein Streben nach
lebendiger Anmuth verräth. Eine andere Madonna von 1369 im Mu-
seum zu Berlin zeigt ähnliche Eigenschaften. Auch die Galerie zu
Modena besitzt eine Madonna von seiner Hand, die ebenfalls noch
völlig byzantinisch ist. Längere Zeit war Barnaba in Piemont thätig,
wie noch jetzt eine Madonna in S. Domenico zu Turin vom Jahre
1370 bezeugt. Von dort berief man ihn 1380 nach Pisa, um den
Cyclus von S. Raniero im Camposanto durch ihn vollenden zu lassen
Es kam nicht dazu, wohl aber malte er mehrere Madonnen, von denen
man die eine in S. Francesco, die andre in der Akademie da-
selbst sieht. Obwohl er sich über die Mehrzahl seiner oberitalienischen
Kunstgenossen etwas erhebt, steht doch diese ganze Richtung im Ver-
gleich mit der grossartigen Florentiner Kunst und selbst der Siene-
sischen weit zurück. Sie kommt nicht über die.m0notone Wieder-
holung derselben Motive in Ausführung der dutzendweise verlangten
Andachtsbilder und zwar meistens der Madonna mit oder ohne Heiligen
hinaus.
Ganz anders verhält es sich dagegen mit Verona und Padua,
den beiden Nachbarstadten, welche durch ein reges Kunstleben und
mannigfache wechselseitige Einflüsse in jener Epoche gleichsam zu
einer einzigen Schule verschmelzen. In beiden Städten war zwar die
republikanische Freiheit durch Üsurpatoren vernichtet worden, aber