Kapitel.
Golhische
Epoche.
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der harten Arbeit des Lebens obliegen. Der Künstler hat diese Scene
zu solch friedvoller ldylle gestaltet, dass man fast glauben möchte,
auch ihm schon sei die Vcrurtheilung zur Arbeit nicht als Strafe,
sondern als höchster Segen des Himmels erschienen. Auf dem folgen-
den Bilde sieht man dann, wie Kain und Abel opfern, Abel erschlagen
wird und wie dadurch Mord und Todschlag in die Welt kommt. Dies
Bild ist dürftig in der Erfindung, locker und leer in der Oomposition
und mangelhaft in Ausdruck und Bewegung. Besser dagegen sind die
folgenden Scenen; namentlich die Erbauung der Arche durch Noah
ist ein lebendiges ansprechendes Genrcbild, während die Sündfluth und
Noahs Dankopfcr geringe Gestaltungsgabe verrathen. Im Ganzen er-
scheint Pietro, der mehr sienesische Weichheit als ÜOPSHtiIIiSChB Kraft
verräth, doch als ein ziemlich untergeordneter Künstler.
Italien.
übrige
Das
Fanden wir den eigentlichen Sitz der neuen grcssen Kunst-
bewegungin Toskana, dem Herzen Italiens, und zwar hier vorzugs-
weise in Florenz, so war die Kraft des durch den grossen Giotto
gegebenen Antriebes so mächtig, dass sie sich doch weit über die
Grenzen des toskanischen Gebietes geltend machte. Dass Giotto auch
auswärts, sowohl im Süden wie im Norden der Halbinsel selbstthätig
wirkte, haben wir schon gesehen und auch erkannt, dass er in Neapel
in tüchtigen Nachfolgern (Incoronata, vgl. S163) Spuren nachhaltigen
Einflusses hinterliess.
Anders gestaltete sich dieses Verhaltniss in Oberitalicn, wo der
bahnbrechende Meister, wie wir erfahren, umfangreiche Arbeiten aus-
geführt hatte. Während in einzelnen Gegenden eine entschiedene
Aufnahme und Weiterbildung seines Stils erfolgte, blieben andere in
merkwürdiger Stagnation hinter den Forderungen der Zeit zurück, ja
selbst die byzantinische Üeberlieferung mit ihrer ängstlich sanbern
Technik, ihrer Vorliebe für Goldsehmuck aller Art, ihrer typischen
Kopfbildung und Formenstarrheit behält vielfach noch Geltung. So
findet man es namentlich in Venedig, wo ein Meister Paulus de
Venetiis 1333 eine Altartafel mit dem Tode der Madonna malte, die
jetzt in der Akademie daselbst sich findet und eine Mischung byzan-
tinischer Formen mit giottesken Anklängen zeigt. Derselbe Künstler