III.
Kapitel.
Epoche.
Gothische
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giebt die Anekdote ein ergötzliehes Zeilgniss, nach welcher Lorenzo
dem mit dem Mittagsmahl kommenden Gehülfen sagte: „Stelle die Suppe
nur hin, ich will erst noch einen Heiligen malenß Verwandte Rich-
tung verrathen die Fresken in der Jaeobskapelle des Doms zu Prato,
welche Scenen aus der Legende des Jaeobus und dem Leben der
h. NIargaretha enthalten.
Der zweite in der Reihe ist Lorenzds Sohn Bicci 0h" Lorenzo,
der 1373 geboren wurde, sich 1418 Verheirathete und 1452 Starb,
Von seinen überaus zahlreichen Arbeiten, die Vasari erwähnt, ist das
meiste untergegangen. Es genüge, auf ein jetzt in den Uffizien be-
Hndliches Bild hinzuweisen (im ersten Corridor Nr. 18), welches um
1429 für den Dom ausgeführt wurde. Es stellt die Heiligen Cosmas
und Damianus dar, würdige Gestalten mit edel fliessenden Gewändern,
im Charakter dem Fiesole verwandt, nur ohne dessen Innigkeit und
mit schweren dunkelbraunen Schatten in den Köpfen. Sein Sohn end-
lieh, Nerz? di Bicci, war bis 1475 thatig in fabrikmässiger Herstellung
massenhafter Altarwerke, die ihn mitten in einer von neuen An-
schauungen bewegten Zeit im gedankenlosen Schlendrian des giottesken
Stiles erstarrt zeigen. Die Sammlung der Akademie besitzt nicht
weniger als drei Verkündigungen von ihm, davon die eine 1459, die
andre sogar 1464 datirt, WVerke von ziemlich flauem, unerfreulichem
Charakter.
Sienesen.
Während das ganze übrige Italien von den Werken Gi0tto's und
seiner Schüler und Nachfolger angefüllt wurde, verharrte allein die
Schule von Siena auf ihren selbständigen Wegen, ja sie erlebte grade
in dieser Epoche den Gipfel ihrer Blüthe und trat, wenn auch nicht
an Kraft und Umfang, so doch an innerer Bedeutung als eine würdige
Nebenbuhlerin der florentinischen Kunst auf. Es war eine glänzende
aber kurze Zeit des Aufschwungs, der schon im 15. Jahrhundert ein
Nachlassen, ja ein beginnender Verfall ein Ende machte. Mancherlei
äussere und innere Umstände kamen zusammen, um grade hier den
Geist mittelalterlicher Devotion zur zartesten künstlerischen Blüthe sich
entfalten zu lassen. Wenn sich Florenz in seinem breiten, von Bergen
umkränzten Arnothal immer gewaltiger ausdehnte und durch die rast-
lose Betriebsamkeit und den kühnen fortstrebenden Geist seiner Bürger-