Kapitel.
Epoche.
Gothische
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hundert zerstört worden sind. Die bei d'Aginoourt mitgetheilten Zeich-
nungen, welche St. Hieronymus auf dem Sterbebette, sodann Tod,
Bestattung und Apotheose des Heiligen darstellen, sind reich an leben-
digen und charaktervollen Zügen. Starnina Soll-nach Vasari im neun
und vierzigsten Jahr gestorben sein; da er aber zur Verherrlichung
der Einnahme Pisafs (1406) ein Fresko am Signorenpalast ausführte, so
muss er wenigstens einige Jahre länger gelebt haben. Wichtig ist er
für die Kunstgeschichte, weil aus seiner Schule Masolino und wahr-
scheinlich auch Fra Giovanni Angelico da Fiesole hervorgegangen ist
S0 bildet Starnina die Brücke, Welche von den späteren Giottisten zu
den Meistern des 15. Jahrhunderts hinüberführt.
Zu diesen Künstlern des Ueberganges gehört dann auch Don
Lorenzo lllonaco, ein Camaldulensermönch, der im Anfang des 15. J ahr-
hunderts zu Florenz thatig war und, nicht unähnlich dem Beato
Angelico, wenn auch nicht so bedeutend und tief, hauptsächlich als
Miniaturmaler geschätzt wurde. Von seinen Fresken ist uns nichts
erhalten; dagegen sind einige Altarbilder von ihm vorhanden, die noch
giotteske Anklänge in der Weise Agnolo Gaddi's zeigen, damit aber
das Bestreben nach volleren Formen im Sinne des 15. Jahrhunderts
verbinden. Sein Hauptwerk ist die grosse, bedeutende mit seinem
Namen bezeichnete Altartatel, 15 Fuss hoch bei 12 Fuss Breite, Welche
er 1413 für sein Kloster dcgli Angeli malte, und das später in die
Filialabtei von Ceretto übertragen wurde, neuerdings aber in die Uffi-
zien gelangte. Mit drei gothischen Giebeln abgeschlossen, enthält es die
Krönung der Madonna, die von lobsingenden Engeln umgeben ist; auf
den Seitenfiügeln Propheten, Apostel und Heilige, in der Predella kleine
Darstellungen der Geburt Christi, der Anbetung der Könige und Scenen
aus dem Leben des h. Benedikt. Ein schönes Bild des Meisters ist
die Verkündigung in S. Trinita zu Florenz. Denselben Gegenstand
zeigt ein Triptychon in,_der Akademie, mit je zwei Heiligen auf den
Flügeln, überaus edel im Wurf der Gewänder, anmuthig im Ausdruck
der Madonna, zu welcher der Engel ungemein leicht schwebend hineilt.
Üeberall bemerkt man das Streben, aus der conventionellen gothischen.
_F0rm durch neue lebendige Motive in Stellung und Ausdruck sich zu
befreien. Auch die Anbetung der Könige in den Uffizien (Nr. 20 im
ersten Corridor), die man früher dem Fra Angelico zuschrieb, ist ein
anziehendes Werk von lebendiger Composition, das jenem Künstler in
der That nahe steht. Vom Jahre 1410 besitzt sodann die Kirche
Monte Oliveto zu Florenz eine schönes Triptyehon mit der thronenden