Kapitel.
III.
Gothische
Epoche.
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der Maler sich die undankbare Mühe gegeben hat, alle die Einthei-
hingen, in welche Dante's Gedicht die Verdammten einpfercht, nach-
zubilden. Das stark überarbeitete Bild ist auch durch die schweren
stumpfen Farbentöne widcrwartig. Voll grossartiger Schönheit dagegen
empfängt uns auf der gegentibcrstehenden Wand das Paradies, Oben
thront in einer Tabernakelnische Christus neben der Madonna. (Fig. 60),
er in blauem, sie im Weissen Mantel. Gestatlten von grandioser Con-
ccption, zugleich bei Maria in's Anmuthige gewendet. Darunter zwei
schöne musicirendc Engel, der eine mit der Geige; der ganze übrige
Raum angefüllt mit unzähligen reihenweise angeordneten Engeln, Hei-
Aus dem jüngsten Gericht von Andrea Orcagna.
S. Maria Novella.
ligen und Seligen, eine ziemlich formlose Disposition, die aber durch
die hohe Schönheit, die lebensvolle Charakteristik der. Gestalten, die
Mannigfaltigkeit edler Gewandmotive bedeutsam wird. Man zählt nicht
weniger als zwölf Reihen und in jeder auf beiden Seiten je sieben
Figuren. Dazwischen zeigt sich ein Ausschnitt wie ein grosses Fenster,
mit dem Ausblick in eine Landschaft, durch welches man viele Gre-
stalten eintreten sieht. Ganz unten rechts führt ein Engel den Stifter
des Bildes mit seiner Gemahlin in_ die Chöre der Seligen ein. Das
ganze Werk ist erfüllt von einem einzigen Accord himmlischen Jubels,
und im gesammten Mittelalter werden wir uns vergeblich nach einer
ähnlich poesievollen Schilderung der Seligkeit umßßllßllßll- Der F erben-
ton ist licht und rein, eher warm als kühl, die Gesichter zeigen ein
Lüb ke, Italien. Malerei. I. u