III.
Kapitel.
Gothische
Epoche.
159
zwar unter Leitung seines altern Bruders zugewendet zu haben. Mit
diesem trat er 1358 in die Zunft der Apotheker, welcher die Maler
zugetheilt waren; in die Gesellschaft der Maler aber wurde er erst
zehn Jahre später aufgenommen. Schon 1355 ward er zum Werk-
meister von Orsanmicchele ernannt, in Welcher Stellung er bis 1359
mit einem monatlichen Gehalt "von 8 Gulden blieb. Hier schuf er für
den Hauptaltar das prachtvolle Tabernakel, in welchem er zugleich
seine Kenntnisse in der Architektur, der Plastik und der musivischen
Kunst mit hoher Meisterschaft bewahrte. Unmittelbar darauf Enden wir
ihn mit grossartigen malerischen Aufträgen betraut, so dass seit Giotto
kein Künstler mehr aufgetreten war, der die Summe des damaligen
künstlerischen Wissens und Könnens in solchem MaaSSe Vereinigte.
Um dieselbe Zeit (1358) wurde er nach Orvieto berufen, um gegen
ein Jahrgehalt von 300 Goldgulden die sämmtliche Ausschmückung
des Domes zu übernehmen. Als ein berühmter Künstler wurde er von
der Stadt mit Auszeichnung aufgenommen und ihm, als seine Arbeiten
ihn nach Florenz beriefen, ein festliches Gastmahl veranstaltet. Wohl
kehrte er mit seinem jüngeren Bruder Matteo noch einmal zurück,
um die musivischen Arbeiten an der Facade zu übernehmen, allein
wegen der Arbeiten für Orsanmicchele dringend nach Florenz zurück-
berufen, vermochte er auf die Dauer dieser doppelten Verbindlichkeit
nicht zu genügen. Die Orvietaner verlangten seine Rückkehr, die
Signoria von Florenz verwendete sich für ihn; schliesslich musste er
nach Vollendung des Facadenmosaiks Orvieto aufgeben, indem er seinen
Bruder zurück liess. Ueber die Abschätzung des Werkes brach noch
ein Streit aus, der damit endete, dass der Magistrat ihm eine Ent-
schädigungssumme von 60 Gulden auszahlte. Um so ausschliesslichei-
konnte er fortan seine Kräfte der Vaterstadt widmen. Schon 1356
wurde er mit Taddeo Gaddi und andern Architekten und Malern in
die Commission ernannt, welche über den Ausbau der Domfacade be-
rathen sollte. Das Ergebniss War die Herstellung eines Modells, Wobei
die von Orcagna angegebene Pfeilerform maassgebend blieb. Im Jahre
1368 wurde der Meister durch Krankheit an seinen Arbeiten gehindert,
und da sein Name fortan nicht mehr erscheint, so wird. er in dem-
selben Jahre gestorben sein.
Was seine Thätigkeit als Maler betrifft, so hat er am meisten
von den spätern Giottisten den grossen Stil Giotto's fortgebildet, in-
dem er Feierlichkeit der Auffassung und Kraft der Charakteristik mit
einer ihm besonders eigenen idealen Schönheit zu verbinden wusste.