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Buch.
Mittelalter.
Das
Weltrichters demuthsvoll erwartend. Auch in Assisi sieht man in der
Unterkirche mehrere tüchtige Fresken von Giottino, namentlich Scenen
aus dem Leben des h. Nicolaus und eine Krönung der Madonna von
hoher Anmuth. In Florenz gehören ihm ferner die Gemälde in der
Gruft der Strozzi im linken Querschiif von Sta. Maria novella. Die
tiefe Nische der Rückwand enthält eine Grablegung Christi, wozu auf
beiden Seitenwänden noch vier Einzelgestalten kommen. Es ist ein
ausdrucksvolles Werk, der Leichnam Christi zwar noch hart und steif
in der Zeichnung, aber der Kopf voll Empfindung im rührenden Wider-
schein überstandenen Leidens; ergreifend der die Hände ringende
Johannes, der greise Nicodemus, der Christi Füsse küsst, die Frauen,
Welche sich theilnahmsvoll mit der ohnmächtigen Madonna beschäftigen.
Denselben Gegenstand behandelte der Künstler noch einmal in einem
Tafelbilde, welches aus S. Remigio in die Sammlung der Uf f izien
gekommen ist (Nr. 7), gemässigter im Ausdruck und dabei von fein
abgetöntem Kolorit.
Von einem andern Meister Bernardo Daddi, der schon 1320 in
die Zunft aufgenommen war und daher wohl auch zu den unmittel-
baren Schülern Giotto's gehört, zeugt das Madonnenbild in dem be-
rühmten Tabernakel des Orcagna auf dem Hauptaltar von Or san-
micchele, das in seiner weichen hoheitvollen Schönheit zu den edelsten
Madonnenbildern dieser Epoche gehört. Urkundlich ist erwiesen, dass
er 1346 und im folgenden Jahre Abschlagszahlungen für diese Arbeit
erhielt. In Santa Croce malte er in der vierten Kapelle links vom
Chor Scenen aus dem Leben der Heiligen Stephanus und Laurentius,
die indess zu stark ausgeblieben und theilweise restaurirt sind, um ein
genaues Urtheil zu gestatten. Die heftig bewegten Henker bei der
Marter des Stephanus zeugen nicht eben von geistreieher Erfindung.
Neben diesem Künstler wird Jacopo da Casentino genannt, der mit
ihm 1349 bei der Gründung der neuen Malerzunft in den Vorstand
gewählt wurde, also zu den angeseheneren Meistern gehörte. Die
Altartafel, welche Jacopo für die Kapelle der Gilde zu malen beauf-
tragt wurde, ist verschwunden. Einige Figuren von Heiligen in den
Filuachnischen der Pfeiler von Orsanmicchele erscheinen wenig be-
deutend. Besser erkennt man den Künstler aus einer Altartafel, welche
aus San-Giovanni in Prato vecchio nach London in die National-
galerie gelangt ist. (Nr. 580.) Sie zeigt die Aufnahme Johannes des
Evangelisten in den Himmel, mit vier andern Heiligen zu jeder Seite
und kleine Scenen aus dem Leben des Heiligen, in den oberen Krö-