Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

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Buch. 
Mittelalter. 
Das 
wenig andre hervorbringt, und der selbst die Ungleichheit in der Aus- 
führung des Einzelnen zurücktreten lässt.  
Kehren wir zu Taddeo Gaddi zurück, so finden wir ihn in über- 
aus umfassender 'l'hätigkeit; auch als Architekt hat er offenbar eine 
ansehnliche Rolle gespielt, denn 1336 arbeitete er Pläne für den Ponte 
Vecchio und den Ponte di S. Trinita; dann trat er für Giotto nicht 
bloss beim Bau des Glockenthurms, sondern auch bei der Facade des 
Domes ein. Ebenso soll er bei der Herstellung von Orsanmicchelc 
beschäftigt gewesen sein. Von seinen Fresken ist freilich das meiste 
untergegangen; aber in einer zahlreichen Schule vererbte sich die 
Kunst des Meisters fort, und gerade in seiner Werkstatt erhielt sich 
die Tradition des giottesken Stiles bis zur dritten Generation. 
Von Giovanni da Milano, einem offenbar sehr geschätzten Künst- 
ler, war schon oben die Rede. Von ihm erhielt nach Vasarfs Bericht 
der Sohn Taddeds, Agnolo Gaddi, seine Unterweisung, der bis 1396 
lebte und den giottesken Stil treu beibehielt, ihm aber eine Richtung 
auf das A-nmuthige und Liebliche gab. In Florenz besteht sein Haupt- 
werk aus den Gemälden, mit welchen er den. Chor von Sta. Croce 
schmückte, Sie behandeln die Legende von der Auffindung des h. Kreu- 
zes. Man sieht diese Darstellungen in acht Bildern an den Seiten- 
wänden der Kapelle in fast lebensgrossen Figuren. Namentlich ist die 
Auffindung des Kreuzes durch die Kaiserin Helena (Fig. 56) von 
lebensvoller Anmuth, das Geschichtliche überhaupt mit einer fast her- 
ben Kraft der Charakteristik durchgeführt. Anden Gewölbkappen 
sieht _man die würdige Gestalt Johannes des Taufers, die vier Evan- 
gelisten mit ihren Symbolen und den h. Franziskus in der Glorie. Die 
Flachen zwischen den Fenstern sind durch Einzelgestalten von Heiligen 
und Engeln belebt. Das bGanze macht auf dem blauen goldgestirnten 
Grunde und mit den reichen Einfassungen einen überaus würdigen, ja 
grossartigen Eindruck.  Noch bedeutender ist der Gemäldecyclus, mit 
welchem er im Dom zu Prato die Gappella della Cintola ausstattete. 
Der ganze, mit zwei Kreuzgewölben überdeckte Raum enthält die 
Geschichte der Madonna und des heiligen Gürtels. An den Bogen- 
zwickeln gegen das niedrige Kirchenschiff sieht man Joachim aus dem 
Tempel zurückgewiesen und durch. den Engel getröstet. Besonders 
anmuthig aber ist an der westlichen Wand die Vermählung der Jung- 
frau, wo der Künstler die eigenthümliche Anordnung gewählt hat, dass 
der Priester seitwärts auf erhöhtem Boden steht, Maria neben ihm, 
während Joseph bescheiden die Stufen hinanschreitet. Köstliche Jung-
	        
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