Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

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Buch. 
Mittelalter. 
Das 
Ordens enthalten. An der Wand rechts sind die geistlichen und welt- 
lichen Mächte nach der Auffassung des Mittelalters dargestellt. Man 
sieht den Papst und den Kaiser als Vertreter der geistlichen und welt- 
lichen Gewalt (Fig. 54), neben ihnen die Würdenträger der Kirche 
und des Staates in einer Reihe sitzend. Hinter ihnen ragt gleichsam 
als höchster Ausdruck und Ideal des christlichen Kirchenbaues der Zeit 
der Dom von Florenz nach Arn0lfo's Plane, völlig ausgeführt und mit 
der Kuppel versehen, empor. Neben dieser Gruppe sieht man eine 
Anzahl schwarz und weiss gefieckter Hunde, die als „domini canes" 
mit einer Anspielung auf den Ordensnamen die Kirche bewachen, die 
Herde beschützen und mit grimmem Zorn über die feindlichen Wölfe 
herfallen. Dabei sieht man verschiedene Dominikaner mit dem Lehr- 
und Predigtamt beschäftigt. St. Dominikus selbst führt eine Gruppe 
aufhorchender Gläubigen von den Eitelkeiten der Welt hinweg und 
weist sie auf den Weg zum Himmel. Denn rechts Weiter nach oben 
ist die Weltlust dargestellt, durch etwas steife Gruppen musicirender 
Männer und Frauen, in lieblicher Landschaft, wo man junge Leute auf 
Obstbäumen sieht und ein Pärchen sich im Gebüsch verliert. Seitwärts 
ziehen durch eine grosse Pforte, in welcher Petrus als Himmelsschliesser 
steht, die durch Dominicus gewonnenen Gläubigen in den Himmel ein, 
wo sie von Engeln empfangen werden. Andachtsvoll schauen die darin 
befindlichen Seligen zu Christo auf, der oben in einer Mandorla von 
Engeln umgeben thront. Die Gewölbkappe darüber enthält das Schiff 
Petri, links am Ufer den angelnden Fischer, rechts Christus, der den 
Petrus aus den Wogen rettet, eine machtvolle Composition von wahr- 
haft giottesker Grösse. 
Enthielt das eben geschilderte Bild eine Verherrlichung der prak- 
tischen Thatigkeit der Dominikaner, die dort als Wächter der Kirche, 
Verfolger der Ketzer, Verwalter des heiligen Lehramts geschildert 
werden, so bietet die gegenüber liegende linke Seitenwand die Ver- 
herrlichung ihrer Lehre; denn in der Mitte sitzt auf prächtigem go- 
thischem Thronsessel der gefeierte Lehrer des Dominikanerordens, 
St. Thomas von Aquino, zu dessen Füssen zerknirscht drei besiegte 
Ketzer, Arius, Averroes und Sabellius, sich winden. Zu beiden Seiten 
des Heiligen schliessen sich je fünf minder hervorragende Gestalten an, 
darunter Moses, David, Salomo, Paulus, Petrus, Jacobus und die vier 
Evangelisten, die also sämmtlich naiver Weise dem Thomas unter- 
geordnet werden. Grossartige Würde zeichnet diese Gestalten aus. 
Ueber dem Throne schweben Engel mit den Emblemen verschiedener
	        
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