144
Buch.
Das
Mittelalter.
Den Taddeo Gaddi glaubt man sodann in dem grossartigen Abend-
mahl des ehemaligen Refectoriums von Sta. Croce zu erkennen,
welches Vasari dem Giotto zuschreibt. Es ist von allen Darstellungen
dieses Gegenstandes, welche wir aus dem Mittelalter besitzen, wohl
die grandioseste, namentlich auch dem Abendmahl Giottds in der
Arena Weit überlegen, von mächtigem feierlichem Ernst und von einer
Strenge und Grösse des Stils, welche in der That noch nahe an Giotto
streift. Das Werk lässt sich daher wohl am ersten dem Taddeo zutrauen.
Die Anordnung ist noch ganz die herkömmliche: Christus zwischen
den Jüngern an der einen Langseite des Tisches sitzend, Johannes
an seine Brust gelehnt, der Verräther aber naiver Weise vereinzelt
an die andre Langseite des Tisches verwiesen. Darüber sieht man
Christus am Kreuzesstamm, der viele Aeste treibt, welche die Figuren
der Propheten und Evangelisten tragen, am Fusse des Kreuzes den
h. Franziskus, neben ihm die heiligen Frauen und andre Heilige.
Dann auf beiden Seiten in kleineren Feldern Scenen aus dem Leben
der h. Franziskus und Ludwig. Diese Arbeiten scheinen von einer
andern Hand, die wir nicht näher nachzuweisen vermögen. Taddeo
endlich finden wir noch einmal in den freilich sehr zerstörten Wand-
gemalden des Chores von S. Francesco zu Pisa, und zwar an den
Gewölbfeldern. Schön disponirt, die Gurtbänder mit feinen Araloesken
geschmückt, in der östlichen Kappe der zwischen Glaube und Hoffnung
in der Mandorla schwebende Franziskus, seine Wundmale zeigend, in
den übrigen Feldern je zwei Heilige von grossartigem Ausdruck und
feiner Motivirung, in den unteren Ecken die Figuren von Tugenden,
das Ganze ein anziehendes und bedeutsames Werk.
Endlich ist hier eine der grossartigsten cyclischen Compositionen
der Zeit anzureihen: die Wandgemälde im Kapitelsaal von Sta. Maria
Novella, jetzt als Cappella de' Spagnuoli Weltbekannt. An sich
schon einer der grandiosesten Raume dieser Art, etwa 60 Fuss lang,
bei 44 Fuss Breite, hat dieser Saal einen der umfangreichsten Cyclen
von Wandgemälden, den wir aus jener Epoche besitzen. Vasari schreibt
diese Werke zum Theil dem Taddeo Gaddi, theils dem Simon von
Siena zu; allein da letzterer schon 1339 Italien für immer verliess,
der Stifter der Kapelle aber bei seinem Tode 1355 für die Vollendung
der Gemälde noch eine sehr bedeutende Summe aussetzen musste (325
Goldgulden, zu welchen, da sie nicht ausreichten, sein Bruder 92 hin-
zufügte), so ist an Simone nicht zu denken. Taddeo Gaddfs Urheber-
schaft dagegen dürfte wenigstens für die Gewölbbilder nicht abzuweisen