14g
Buch.
Das Mittelalter.
der Kreuzigung auf den Flügeln, einzelnen Heiligen auf den Aussen-
seiten, steht dem Giotto noch sehr nahe, und zeichnet sich durch
Lebendigkeit des Ausdrucks und merkwürdige Frische der Färbung
aus. Zwanzig Jahre später (1355) malte er ein anderes Altarbild in
der Kirche S. Pietro zu Megognano bei Poggibonsi, welches die
thronende Madonna zwischen Engeln darstellt und den Beweis liefert,
wie wenig entwicklungsfähig in so langer Zeit diese Schule war.
Wichtiger sind aber auch bei Taddeo die ausgedehnten WVandmalereien,
die er namentlich für Sta. Croce ausgeführt hat. In der Cap. Ba-
roncelli oder Giugni (am Ende des südlichen Querschiffs) malte er
das Leben der Maria, wobei, wie in der Arena von Giotto geschehen
war, ihre Jugendgeschichte und das Leben ihrer Aeltern besonders
betont wird. (Fig. 52.) Unverkennbar ist hier ein Streben nach Gross-
.artigkeit, das sich in einzelnen würdigen, selbst edlen Figuren aus-
spricht, während dagegen andre eine gewisse Leere zeigen und unbe-
deutend, selbst ungeschickt erscheinen. Auch tritt eine Neigung zu
überschlanken Figuren hervor, die man bei Giotto noch nirgends findet.
Man erkennt darin ohne Frage eine bereits zum Conventionellen sich
wendende Kunst. Dasselbe gilt von den stumpfen Gesichtern mit den
wie eingedrückt erscheinenden Profilen, die ebenfalls eine Veriiachung
des Giottdschen Typus verrathen. Mit besonderer Ausführlichkeit
werden genrehafte Nebeniiguren eingestreut, die bisweilen anziehend
naiv, manchmal aber gar zu gewöhnlich sind. Auffallend ist die Vor-
liebe für architektonisches Beiwerk, namentlich für eine überschlanke
Säulen- und Bogenarchitektur. Die Wandgemälde in der Kapelle der
Sakristei (Cap. Rinuccini), welche Vasari ebenfalls dem Taddeo zu-
schreibt, sind gewiss nicht von ihm, sondern erst nach seinem Tode
entstanden, da am Eingangsgitter die Jahrzahl1371 gelesen wird. Sie
enthalten die Geschichten der Madonna und der Magdalena, sind in
einem hellen Farbenton durchgeführt und haben allerdings Verwandt-
schaft mit Taddeo, ohne ihn jedoch an Würde und Feierlichkeit zu
erreichen. Sehr entwickelt sind auch hier die architektonischen Gründe.
Auch fehlt es nicht an einzelnen anziehenden Zügen, und namentlich
das Bild von der Geburt Maria (Fig. 53) ist bürgerlich naiv und
liebenswürdig, in der ebenfalls von -Taddeo mit Vorliebe betretenen
Richtung. Das Ganze macht einen heiteren freundlichen Eindruck-
Das Altarbild derselben Kapelle, welches die thronende Madonna mit
zahlreichen Heiligen in vielen Spitzbogenfeldern auf Goldgrund enthält,
verräth ein Streben nach vollerer Durchbildung und Rundung, dem es