1124
Buch,
Mittelalter.
Das
andre Männer sichtbar werden. (Fig. 42.) Neben dem Prinzen sieht
man nun, dicht an einander gereiht, Dante mit dem feinen jugendlichen
Kopfe und klassisch edlen Profil, daneben die energischen Züge Corso
Donatfs, des Hauptes der Schwarzen, mit dem lauernden Ausdruck in
den schmal geschlitzten Augen, und endlich, wenn die Ueberlieferung
Recht hat, den scharf geschnittenen Kopf Brunetto Latini's, des Lehrers
Dante's. Die höchst {bedeutsame individuelle Charakteristik zeugt von
der hoch entwickelten Por-
ä , trätauffassun Gi0tt0's.
äw Wichtigär indess ist für
. uns die Betrachtung jenes
Cflä x Q grossartigen Cyclus in der
, Madonna dell' Arena zu
9 Padua, Welche die volle
L Meisterhohe des Kunstlers
w f bezeichnen. Die Kapelle,
( w; von dem reichen Paduaner
' Bürger Enrico Scrovcgno
Q,I errichtet, wurde seit 1303,
wo der Bau vollendet war,
l ' durch Giotto mit Wandge-
J maldcn vollig ausgestattet.
l) ßfff X f; Es ist ein einschiffiger go-
ß thischer Bau, mit einem
Fig- 42. Dante, Corso Donati und Brunetto Latini. Tonnengewölbe bedeckt? ab"
Von Giotto, im Bai-gelle zu Florenz. geschlossen von emem etwas
schmaleren polygonen Chor.
Giotto malte hier das Leben der Maria und Christi; den Abschluss
des Ganzen macht an der Eingangswand nach alter Sitte eine grossc
Darstellung des (Jüngsten Gerichts, als ernste Mahnung für den wieder
in die Welt Hinaustretenden. In nicht weniger als 38 Bildern sind
die heiligen Geschichten erzählt, in drei Reihen über einander sich
hinziehend. Ein schönes Ornamentband rahmt die einzelnen Bilder
ein; das Ganze schliesst nach unten ein gemalter Marmorsims ab,
auf Consolen und Pilastern ruhend, zwischen welchen jederseits sieben
Figuren von Tugenden und Lastern dargestellt sind. An der Triumph-
bogenwand gegen den Chor hin sieht man Christus in der Glorie
thronend, von Engeln umgeben, dabei Weiter unten an den Seiten die
Verkündigung. Giotto zeigt sich hier überall als einen der lebens-