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Buch.
Mittelalter.
Das
Kunst geschätzt wurde, geht aus den bedeutenden Summen hervor,
die man ihm für diese Werke zahlte; denn für das Altarwerk erhielt
er 800 Goldgulden und für das Mosaik der Navicella gar QQÜÜ Gulden.
Sodann liess Bonifaz VIII. durch ihn Wandgemälde in der Vorhalle
der Lateransbasilika ausführen, von welchen sich ebenfalls ein freilich
unbedeutendes Bruchstück in der Kirche befindet. Angeblich soll er
sodann in den folgenden Jahren zu Florenz die Kapelle im Palazzo
des Bargello mit Gemälden geschmückt haben, welche neuerdings
wieder an's Licht gezogen wurden. Hier findet sich unter Anderm
das berühmte Jugendporträt des ihm befreundeten Dante. Die Urheber-
schaft Giotto's ist zwar neuerdings angezweifelt worden, aber durch
so gute Zeugnisse seiner Zeitgenossen bekräftigt, dass wir keinen
Grund finden, denselben nicht zu trauen. Indess war sein Ruhm schon
so weit gedrungen, dass er in den nächsten Jahren nach Padua berufen
wurde, um die neu erbaute Kapelle der Madonna dell, Arena auszu-
malen. Hier wurde er im Jahre 1306 durch Dante's Besuch erfreut,
dessen nähere Bekanntschaft er, wie es scheint, in Rom gemacht.
Ausserdem hatte er im Palazzo pubblico und im Franziskaner Kloster
bei St. Antonio Werke auszuführen, die leider sämmtlich untergegangen
sind, während der grosse Cyclus in der Arena vollständig erhalten
ist. Auch in S. Francesco zu Rimini hatte er schon vor 1312 um-
fassende Arbeiten ausgeführt, die ebenfalls der Zerstörung anheim ge-
fallen sind. Dagegen beruht Vasarfs Bericht über einen längeren
Aufenthalt Giotto's in Avignon auf einem Irrthum; der Künstler wurde
erst kurz vor seinem Ende durch Benedict XII. dorthin berufen, kam
aber nicht mehr dazu dieser Aufforderung zu folgen.
Leider sind wir zu wenig über seine Lebensgeschichte unterrichtet;
wir wissen nur, dass er noch für Lucca, Prato, Arezzo, Urbino,
Ravenna, Ferrara, Verona thätig war, so dass wir den Eindruck nicht
bloss einer ungeheuren Produktionskraft, sondern auch eines die ganze
Halbinsel umfassenden künstlerischen llVirkens erhalten. Dennnach-
dem er wieder nach Florenz zurückgekehrt war und dort für S. Croce,
Carmine, Ognissanti und andere Kirchen thätig gewesen war, folgte er
noch vor 1330 einem ehrenvollen Rufe des Königs Robert nach Neapel,
wo er noch 1333 weilte. In einem Erlass von 1330 ertheilt der König
ihm den Rang eines Hofangehörigen (vfamiliarisa) sammt allen Privi-
legien dieser Stellung und einer Wohnung im königlichen Palaste.
Wie hoch er dort geehrt war, lässt sich aus alledem wohl erkennen;
Vasari weiss viel davon zu berichten, wie der König ihn geschätzt und