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Buch.
Das
Mittelalter.
handelten Friese von Blumen, Fruchtschnüren u. dgl. treten jetzt
breite Ornamentbänder, die theils in Nachbildung der Fussboden-
mosaiken aus kleinen geometrischen Milstern bestehen, theils auf
dunklem Grund heitere Laubgewinde zeigen. (Fig. 39.) Ünterbrochen
werden' dann diese Umrahmungen durch einzelne Medaillons in ver-
schiedenen Formen, in welchen Köpfe oder Brustbilder von Engeln,
Propheten, Heiligen, auch wohl kleine begleitende historische Scenen
zur Ergänzung und Erklärung der Hauptbilder angebracht werden. Die
dekorative Wirkung dieser Wandgemälde ist von einer ernsten und
doch festlichen Pracht und gewinnt um so höheren Reiz, als man
überall die ausführende Hand des Künstlers empfindet.
Alle diese Umgestaltungen konnten nicht ohne wesentliche Aende-
rungen der Technik vor sich gehen. Zwar in den Tafelbildern hält
man noch lange an der byzantinischen Gewohnheit fest: die wohlge-
glättete Holztafel erhält einen Üeberzug von Leinwand, welcher mit
einer feinen Kreidegrundirung bedeckt wird. Auf diese setzt man die
Farben in sorgfältiger mehrfacher Uebermalung, und zwar in der aus
dem Alterthum überlieferten Temperamalerei, bei welcher das Ei,
und zwar sowohl das Weisse wie der Dotter desselben, als Bindemittel
verwendet wird. Bei den Byzantinern war dagegen eine Ilarztempera
hauptsächlich verwendet worden, wodurch der Farbenauftrag eine ge-
wisse Zähigkeit erhielt und dunkle trübe Töne die Herrschaft erlangten.
Die Eitempera war also in Italien ein Fortschritt, der zu lichterer und
ilüssigerer Behandlung führte. Für den Hintergrund hielt man noch
lange am byzantinischen gemusterten Goldgrunde fest. Diese Tempera-
malerei, sowie das Malen mit Leimfarben auf trocknem Bewurf blieb
auch in der Wandmalerei üblich, bis Giotto die bedeutsame Neuerung
des Malens auf dem noch frischen Grunde (nal fresco") aufbrachte.
Aber auch diese Werke wurden noch auf trocknem Grunde über-
gangen und ihnen so nal secco" die letzte Vollendung gegeben, bis
endlich die eigentliche Freskomalerei (nil buon fresco" von den Italie-
nern genannt) mit ihren lichten Tönen und der raschen virtuosen Technik
als unmittelbarster Ausdruck des künstlerischen Gedankens sich ent-
wickelte.
geistigen
S0 ging, wie
Hand in Hand.
immer,
der
technische
Fortschritt
mit
dem