Buch.
Das
lklittelalter.
der Apsis von S. Maria in Trastevere ausgeführten kleineren Scenen
aus dem Leben der Madonna sei, neuerdings durch De Rossi in seinem
Prachtwerk über die römischen Mosaiken Bestätigung gefunden. Diese
um 1290 entstandenen Mosaikbilder stellen Cavallini in die Reihe der
Meister, Welche wie Cimabue noch einmal den byzantinischen Stil mit
neuem Lebensgefühl zu durchdringen suchen. Weiter wissen wir, dass
Cavallini 1308 im Dienste König Robert's Arbeiten in Neapel aus-
führte, von denen aber Nichts auf uns gekommen ist.
Endlich tritt nun auch Siena in die künstlerische Bewegung
ein und schickt sich an, jene köstliche Welt von Denkmälern in Archi-
tektur, Plastik und Malerei hervorzubringen, welche jetzt noch dieser
Stadt den Reiz hoher geschichtlicher Bedeutung und künstlerischen
Glanzes verleihen. Noch bis in's 13. Jahrhundert ist die Malerei dort,
wie manche Bilder in der Sammlung der Akademie zeigen, ohne alle
Bedeutung. Dagegen beündet sich in S. Domenico eine grossartige
Altartafel mit der thronenden Madonna, inschriftlich von Gztido da
Siena im Jahre 1221 gemalt (Fig. 36), ein auffallend frühes Datum,
das nur durch einen Irrthum bei Wiederherstellung der Inschrift ent-
standen sein kann, da das Bild ohne Zweifel ein halbes Jahrhundert
später zu datiren ist. Auch hier herrscht noch im Typus des Kopfes,
in der zierlichen faltenreichen Gewandung, im grossartig Feierlichen,
fast Düsteren des Eindrucks die byzantinische Tradition, aber in einer
ähnlich freien Umbildung wie Cimabue sie giebt. Es kündigt sich schon
etwas von der träumerisch poetischen Stimmung an, Welche später die
sienesische lllalerei von der oifnen lebensfrohen florentiner unter-
scheiden sollte. Dieselbe Stimmung klingt auch aus den begleitenden
Versen Wieder, die in auffallender Weise von der subjectiven "Empfin-
dung des Künstlers Zeugniss ablegen: nMe Guido de Senis diebus
depinxit amenis, quem Christus lenis nullis velit agere penis." Eine
ähnliche Madonna in der Akademie zu Siena wird ebenfalls diesem
Meister zugeschrieben; noch mehrere verwandte Bilder sind aus ver-
schiedenen Kirchen in dieselbe Sammlung gelangt. Ein ebenfalls
dem Guido nahestehendes Madonnenbild in der Kirche der Servi
daselbst ist als Werk eines florentiner Malers Coppo oli Marce-
valdo vom Jahre 1261 bezeugt. In diese Reihe gehört auch Mar-
garitone von Arezzo (geboren 1236), dessen Ilauptwerk, eine thronende
Madonna mit dem Kinde in der Nationalgalerie zu London, un-
glaublich hölzern, leblos, dabei trocken in der Färbung und kümmer-
lieb in der Composition, ihn als einen im Byzantinismus erstarr-