Kapitel.
Byzantinisch-Romanische
Epoche.
erscheinen: einerseits Maria und die beiden Apostelftirsten, andrerseits
die beiden Johannes und St. Andreas. Neben der Madonna kniet die
winzige Figur des Stifters Papst Nicolaus IV., bei welchem ausserdem
noch eine ebenfalls miniaturartige Gestalt des h. Franziskus Platz ge-
funden hat. Ihnen gegenüber in ähnlicher Kleinheit St. Antonius.
Unter der Apsis zieht sich ein breiter Fries hin, von vier spitzbogigen
Fenstern durchbrochen, welcher in einem derberen Stile neun durch
Palmbäume getrennte Prophetengestalten enthält. Am untgrn Rande
sieht man die kleinen Figürchen von zwei Franziskanermönchen, von
denen der eine mit Zirkel und Winkelmaass sich als der Baumeister,
der andere als Fra Jacopo de Caznerino (Wahrscheinlich der Maler) zu
erkennen giebt.
Das andere, mit dem Namen des Jacobus Torriti und der Jahr-
zahl 1295 bezeichnete Werk ist das grosse Apsismosaik in Stab
Maria Maggiore. (Fig. 85.) Hier knüpft der Künstler an die mehr-
dekorative Richtung von S. Clemente an und giebt eine von pracht--
vollen Ranken eingeschlossene Darstellung der Krönung Maria, welche.
einen Anklang an das Mosaik von Sta. Maria in Trastevere zeigt.
Christus, zur Linken seiner Mutter auf den reichen Polsterkissen eines
prächtigen Thrones ruhend, setzt ihr mit der Rechten die Krone auf's
Haupt, welche sie mit demuthvoller Gebarde entgegennimmt. Chöre
von anbetenden Engeln fassen zu beiden Seiten das kolossale Mittel-
bild ein, welchem sich je drei Heilige, darunter Franziskus und An--
tonius anschliessen. In winzigen Figürchen knieend sind sodann die
Stifter Nicolaus IV. und Kardinal Colonna angebracht. Den unteren
Abschluss bilden wiederum Darstellungen aus dem Leben der Madonna,
in der Mitte ihr Tod und die Aufnahme in den Himmel. Das ganze
Werk, von hoher dekorativer Pracht, bildet einen würdigen Abschluss
der grossen Reihenfolge römischer Mosaiken. In derselben Zeit un-
gefähr schuf Philippus Rusuti das ausgedehnte Mosaik der Vorhalle,
Welches jetzt durch die später vorgebaute Loggia etwas verdeckt wird.
Es schildert die Entstehung der Kirche in vier Bildern, darüber den
thronenden Christus von Engeln umgeben, zur Rechten die Gestalten
der Madonna und des h. Paulus, Johannes und Jacobus, zur Linken
Johannes den Täufer, Petrus, Andreas und Philippus: Arbeiten, welche
im Charakter den gleichzeitigen toskanischen nahe stehen.
Um dieselbe Zeit lebte in Rom ein ausgezeichneter Künstler
Pietro Ccwcollini, dessen Leben bei Vasari durch viele irrige Angaben
verdunkelt ist. Doch hat die Nachricht, dass er der Meister der unter
Lübke, Italien. Malerei. I. 7