Buch.
Mittelalter.
Das
Dass überhaupt noch bis zum Ausgang des 13. Jahrhunderts der
byzantinische Stil in fester Geltung blieb, beweist unter Andrem das
Apsismosaik in S. Miniato vom Jahr 1297. Es enthält die streng
grossartige Gestalt des thronenden Heilands, von den Evangelisten-
symbolen umgeben, zu seiner Rechten Maria, links die edle jugendliche
Gestalt S. Miniato's, in welcher sieh das neue Lebensgefühl besonders
klar zu erkennen giebt. Zwei Palmbäume und viele Vögel beleben
den Grund; zierliche Arabesken dienen dem Ganzen als Einfassung,
mannigfach durehwebt mit allerlei Gethieren, sowie mit kleinen
menschlichen Figuren.
War Cimabue für die Horentiner Kunst der bahnbrechende Meister,
so darf man nicht glauben, dass er mit seinem Streben in jener Zeit
allein gestanden sei. Vielmehr fehlt es uns nicht an monumentalen
Zeugnissen, welche auch für andre Gegenden einen ähnlichen Auf-
schwung bekunden. Zunächst kommt hier wiederum Rom in Betracht,
WO allerdings das unter Papst Honorius III. (1216-1227) ausgeführte
Apsismosaik von S. Paolo, den thronenden Christus zwischen Petrus
und Andreas, Paulus und Lukas darstellend, darunter die Apostel, die
gewöhnliche byzantinische Ausdrucksweise zeigt. Dagegen spricht noch
einmal gegen Ausgang des 13. Jahrhunderts die musivische Kunst in
einigen grossartigen Werken für Jahrhunderte ihr letztes Wort.
Jacobus Towiti nennt sich der Meister, welcher die zuerst in Sta. Maria
in Trastevere sich oifenbarende lebensvollere Auffassung des alten
Mosaikenstils (vgl. S. 69) in zwei bedeutenden, von 1288 bis 1293
ausgeführten Werken Wieder aufnimmt und zum Abschluss bringt.
Das ältere dieser Bilder scheint das Mosaik in der Apsis von
S. Giovanni in Laterano, wahrscheinlich eine Wiederholung des
früher vorhandenen Bildes, aus welchem sogar das kolossale Brustbild
Christi in die Darstellung mit aufgenommen wurde. Der Erlöser er-
scheint in Wolken schwebend, von Engeln umgeben, über einem grossen
mit Edelsteinen geschmückten Kreuz, unter Welchem man die von
einem Seraph bewachten Himmelspforten erblickt. Die vier Ströme
des Paradieses, welchen Hirsche und andre Thiere dürstend nahen,
strömen von dem Kreuzeshügel herab und werden zu einem breiten
Wasser (Jordan), das den Fuss des ganzen Bildes einfasst, von Fischen,
Kähnen mit Lustfahrenden und anderenaDarstellungen auf's Heiterste
belebt. Gegenüber diesem anmuthigen Natursinn wirken um so feier-
licher die sechs kolossalen Gestalten, welche zu beiden Seiten des
Kreuzes in reichen Gewändern und mit bittender Handbewegung