Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

Buch. 
Mittelalter. 
Das 
Medaillonkopf von der folgenden abgegrenzt. Darüber zwischen den 
Fenstern zwei weitere Scencn, durch einen Vertikalstrcifen getrennt. 
Die Arkaden und sämmtliche Bögen sind mit Rankenwerk im Wechsel 
mit Medaillonköpfen geschmückt, die Fensterwände haben schöne archi- 
tektonische Ornamente auf farbigem Grunde. Im Kreuzschiff ist die 
Geschichte Christi, seine Geburt, die Anbetung der Könige, die 
Flucht nach Aegypteri, die Wallfahrt der heiligen Familie zum Tem- 
pel, Christi Einzug in Jerusalem u. s. W. dargestellt, darunter sieht 
man einzelne Heilige, hier wie überall in den östlichen Theilen 
Alles mit griechischen Inschriften, im Langhaus dagegen mit latei- 
nischen erläutert. In der mittleren Apsis ist Christus unter Heiligen 
thronend, in den Seitennischen S. Paulus und Andreas nebst anderen 
Heiligen angebracht. Oben in der Kuppel noch einmal Christus 
von Engeln umgeben. S0 enthält der kleine Raum den ganzen mittel- 
elterlichen Bilderkreis: im Mittelschiff die alttestamentlichen Scenen 
der Verheissung, in den Seitenschiffen das Wirken der heiligen Ge- 
meinde, der Nachfolger des Herrn, im Presbyterium endlich die 
Erfüllung in Christi Leben und Leiden. Besonders tüchtig sind 
die Geschichten des h. Petrus, so namentlich seine und des h. Pau- 
lus Disputation mit Simon Magus vor Nero, der als nNero Rex" 
bezeichnet ist. Üeberhaupt fehlt es bei diesen Scenen nicht an Le- 
bendigkeit des Ausdrucks und der Geberde; z. B. Wie Paulus sich 
in dem Korbe niederduckt, in Welchem er aus dem Gefängniss ent- 
ilieht. Im Mittelschiff sind besonders die Scenen der Schöpfungs- 
geschichte anziehend erzahlt, und hier finden sich im Wesentlichen 
schon alle Züge, die in Monreale dann Wieder aufgenommen und Weiter 
ausgeführt sind. 
Dieser letzte gewaltige Cyclus, der die ganze Klosterkirche von 
Monreale zu einem der grossartigsten kirchlichen Eindrücke der 
Welt gestaltet, enthält ebenfalls in den östlichen Theilen wiederum 
den strengen Anschluss an die byzantinische Tradition, während die 
übrigen Theile jene freieren lebensvolleren Elemente verrathen, die wir 
bereits in der Capella Palatina fanden. Die Grossartigkeit der räum- 
lichen Anlage, die Pracht der antiken Säulen, der Marmortäfelungen 
und des musivischen Bilderschmucks, der alle oberen Wände und Wöl- 
bungen bekleidet, geben dem Innern einen Eindruck von unvergleich- 
licher Grösse und Schönheit. Der Gedankengang des! Ganzen wird von 
jener tiefsinnigen Raumsymbolik beherrscht, die wir auch in der Capella 
Palatina fanden, nur dass hier in dem grösseren Monumente Alles
	        
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