Buch.
Mittelalter.
Das
die Madonna und viele andre Heilige. Auch hier herrscht der byzan--
tinische Typus, aber untermischt mit den Reminiscenzen klassischer
Kunst.
Um dieselbe Zeit entstand als dritter Cyclus, und zwar als ein
trotz mancher Herstellungen doch im Ganzen wohlerhaltener, der
musivische Schmuck der Palastkapelle zu Palermo. Hier ist die
ganze Architektur in Farbe aufgelöst, selbst die Gliederungen sind mit
Mosaiken überzogen, als wäre Alles mit Teppichen gepolstert. Durch
spätere Ümbauung ist das ursprünglich reichere Licht so spärlich ge-
worden, dass man zuerst beim Eintreten wie von tiefer Nacht sich
hmfangen wähnt. Erst allmählich, wenn das Auge sich an das Dunkel
gewöhnt hat, tauchen aus der goldschimmernden Finsterniss Gestalten
und Bilder auf, über Welche die Lichtreflexe des Goldgrundes ihren
Verklärenden Schimmer werfen. Der Gesammteindruck ist von einer
kaum irgendwo wieder erreichten Feierlichkeit. Der ganze musivische
Schmuck zeugt von einer wohldurchdachten künstlerischen Anordnung.
(Fig. 29.) An den unteren Theilen der Wände, die mit weissen
Marmorplatten bekleidet sind, beginnt das Mosaik als bescheidene Ein-
rahmung der Flächen, aber in den reichsten Mustern, dazwischen ab-
wechselnd runde oder viereckige Porphyrplatten eingelassen, ähnlich
mit musivischen Bändern eingefasst. Den Abschluss dieser Dekoration
nach oben bildet das bekannte zinnenartige maurische Ornament in
reichster Mannigfaltigkeit farbiger Muster. Hier wie in der gesammten
Dekoration herrscht das Gesetz rhythmischer Abwechselung und Wieder-
holung.
Die oberen Theile der Wände und die Gewölbe sind völlig mit
musivischen Bildern bedeckt, welche ohne jede architektonische Ein-
rahmung nur durch horizontale Bänder getrennt werden. Die Dar-
stellimgen im Presbyterium sind noch völlig byzantinisch, starr und
trocken behandelt; dagegen sind die Bilder an den Schiffwänden von
einem eigenthümlichen neuen Leben erfüllt. Die Farbenwirkung ist,
soweit sie nicht durch Wiederherstellungen beeinträchtigt wurde, von
grosser Milde, Klarheit und Harmonie. An der westlichen Schlusswand
über dem prachtvollen königlichen Throne ist der segnende Christus
dargestellt, eine bedeutende würdevolle Figur, umgeben von Petrus
und Paulus. Hier tritt mehr eine allgemeine Nachwirkung der Antike
hervor. An den Oberwänden des Mittelschiffes sieht man Scenen des
alten Testaments, die sich auf die Erscheinung Christi beziehen. In
den Seitenschiffen die Geschichte Petri und Pauli, der Schutzpatrone