Buch.
Mittelalter.
Das
und die klugen Jungfrauen zu erkennen hat, ist sehr zweifelhaft.
(Fig. 28.)
Während hier aus der byzantinischen Üeberlieferung ein neues
Lebensgefühl sich zu Tage ringt, sollte die Kunst von Byzanz noch
einmal in ganzerPrachtentfaltung, ehe sie überhaupt vom Schauplatz
abtrat, sich in Italien darstellen. Dies geschah an den beiden ent-
gegengesetzten Punkten des Landes zu gleicher Zeit und in höchstem
monumentalem Sinn: auf Sicilien und in Venedig. Was zunächst
Sicilien betrifft, so war dies gesegnete Eiland bis in's 9. Jahr-
hundert, wo es in die Hände der Araber fiel, unter byzantinischer
Herrschaft geblieben. Nach der saracenischen Eroberung erhielt es
einen Zusatz von maurischen Bewohnern, so dass die Bevölkerung aus
griechischen und muhamedanischen Elementen gemischt war. Als dann
der Normannenherzog Roger, Robert Guiscard's Bruder, im Ausgange
des 11. Jahrhunderts von Unteritalien aus die schieksalreiche Insel
unterwarf und ein eigenes Königreich dort begründete, kamen zwar
wohl einzelne nordische Einflüsse hinzu, im Kirchenbau z. B. die
doppelthürmigen Facaden, welche der Süden sonst nicht kennt: aber
im Wesentlichen zeigte die Kultur und vor Allem die Kunstübung
eine Mischung byzantinischer und maurischer Elemente. Dazu kam
aus den antiken Denkmälern des Landes die Verwendung prachtvoller
Säulen und die Vorliebe für Marmor-Incrustation, so dass aus allen
diesen Bestandtheilen sich Kunstwerke aufbauten, in welchen der strenge
feierliche Ernst altchristlichen Basilikenbaucs durch üppigste Pracht-
entfaltung gemildert wird. Die Kirche der Martorana zu Palermo, die
weihevoll mystische Palastkapelle daselbst, sowie die Dome von Cefalü
und Monreale, endlich der im Innern freilich vollständig modernisirte
Dom von Palermo sind die hervorragendsten Schöpfungen dieses Stiles.
Neben der Marmorpraeht der Säulen, der Fussböden und der
Wandvertäfelungen spielt nun bei Ausstattung dieser Kirchen die Mosaik-
malerei eine grosse Rolle. Bauten wie die Martorana, die Capella
Palatina zu Palermo, der Dom zu Monreale gewähren mit der voll-
ständig erhaltenen musivischen Incrustation gegenwärtig die einzigen
Beispiele, an denen man nach den vielfachen Zerstörungen, welche die
Denkmäler Roms und selbst Ravennafs erlitten haben, sich eine Vor-
stellung von derharmonischen, feierlichen Pracht altchristlicher Basiliken
machen kann. Der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts gehören die
Capella Palatina (erbaut unter König Roger II. von 1129-4140),
die Martorana, die Stiftung des Grossadmirals Georg von Antiochia