Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

Epoche von 1600 bis 1690. 
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Portraite malte, so sind doch diese von höchst verschiedener Art. 
Oefter sind sie von sehr grossem Umfange und stellen, nach der 
damals in Holland sehr allgemein verbreiteten Sitte, Schützengilden, 
oder Bürgerwachen, vor. Was der Künstler in Bildern solcher Art 
geleistet, kann man nur in Haarlem kennen lernen, wo sich auf 
dem Rathhause eine ganze Reihe beündet, von denen ich hier nur 
einige hervorheben kann. Ein Bild in der Burgermeesters Kaamer, 
welches 13 Mitglieder der Bürgerwache vorstellt, von denen vier an 
einem Tische sitzen, erwähne ich besonders als ein Beispiel aus 
seiner früheren Zeit. Obwohl verschiedene Köpfe schon sehr 
lebendig, ist doch der Vortrag noch mehr verschmolzen, die Aus- 
führung mehr ins Einzelne gehend, aber etwas trockenf Auf der 
vollen Höhe seiner Kunst zeigt ihn dagegen eirreilf stehende 
Schützen vorstellendes Bild in demselben Raum. Nur selten hat 
er mit einer so geistreichen und energischen Auffassung eine solche, 
dem van der Helst verwandte, Feinheit des Gefühls verbunden. 
Dabei ist die Färbung ebenso warm, als klar, die Ausführung 
durchweg, auch in der Individualisirung aller Nebendinge, ebenso 
frei, als fleissig. Auch eine Mahlzeit von Schützen in demselben 
Raum steht dem vorigen Bilde an Kunstwerth sehr nahe, wird aber 
durch ein Bild desselben Gegenstandes in der Rathskaamer über- 
troffen, welches in geistreicher Darstellung von Fröhlichkeit und 
Behagen, an allgemeiner Klarheit, an wunderbarer Meisterschaft 
der Behandlung, unbedingt zu dem Schönsten gehört, was je in 
dieser Art gemalt worden ist. Zwei Darstellungen von Vorstehern 
und Vorsteherinnen (in Holland Regenten genannt) in einer Wohl- 
"thätigen Anstalt, das „Oude Maus Huysa genannt, darf ich eben- 
falls nicht mit Stillschweigen übergehen. Das eine, Sechs um einen 
Tisch versammelte Männer, kommt in der Meisterschaft, womit 
hier in sehr breiter Behandlung die grösste Lebendigkeit erreicht. 
ist, wie in der Tiefe der Gesammthaltung, dem Rembrandt auf der 
vollen Höhe seiner Kunst sehr nahe; das andere, fünf Frauen, 
-nur a 1a Prima mit künstlerischem Uebermuth hingeworfen, zeigt. 
in welchem Grade Frans Hals es in der Gewalt hatte, den Charakter 
eines Kopfs mit wenigen Pinselstrichen wiederzugeben. Ebenso ist 
eine Schützengesellschaft im neuen Rathhause zu Amsterdam, 
N0. 6, ein sehr ausgezeichnetes, wenn schon in der Farbe minder 
lebhaftes, Bild des Meisters. Eine andere Klasse seiner Ge- 
mälde bilden die Familienportraite, von denen das schönste, mir
	        
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