Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

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Buch. 
Kapitel. 
einer warmen Färbung, aber wenig sicheren Zeichnung nachzu- 
ahmen. Da hierzu eine zarte Abtönung und eine sehr feine, ver- 
schmolzene Ausführung kommt, fanden seine gefälligen, aber etwas 
einförrnigen Bilder einen sehr grossen Beifall und trifft man deren 
noch heute fast in allen Gallerien Europas an. Ein Bild im Louvre, 
N0. 383, die Verkündigung der Hirten, gehört durch die Com- 
position, die schlagende Beleuchtung, die Wärme der Farbe und 
die treffliche Ausführung, zu seinen ausgezeichnetsten Werken. 
Verschiedene Maler haben mit mehr, oder minder Erfolg in seiner 
Weise gearbeitet, keiner ihn jedoch erreicht. Die namhafteren sind: 
Joan van der Lys, Daniel Vertanghen, Frans Verwilt, Jan van 
Bronkhorst, C. Kuylenburg und Moses Uyt-den-Broeek. 
Frans Hals, geboren zu Mecheln 1584, gestorben zu Haarlem, 
1666. Ob dieser grosse Portraitmaler, von dessen Leben wenig 
mehr bekannt ist, als dass er dem Trunk und dem Wohlleben 
übermässig ergeben gewesen, ein Schüler von Karl van Mander 
dem älteren gewesen, lasse ich dahin gestellt sein, jedenfalls aber 
ist er der erste, welcher die ganz freie und pastose Behandlung, 
wie sie von Rubens und seiner Schule ausgeübt, nach Holland ge- 
bracht und mit der grössten Meisterschaft gehandhabt hat. Offen- 
bar ist er es, welcher der grossen holländischen Schule des 17. Jahr- 
hunderts hierin, theils unmittelbar als Lehrer, theils mittelbar durch 
seine Werke zum Vorbild gedient, und dadurch eine Bedeutung in 
der Kunstgeschichte hat, welche bisher nie gehörig anerkannt worden 
ist. Zu der wunderbaren Sicherheit, womit er die auf der Palette 
gemischten Töne in seinen Bildnissen unvertrieben neben einander 
gesetzt, welches ihm mit Recht die grosse Bewunderung des van 
Dyck erwarb, kommt eine ausserordentliche Frische und Lebendig- 
keit der Auffassung, eine feste und sichere Zeichnung, und eine 
treiflißhe, meist gegen das Kühle gehende Gesammthaltung. In 
der Färbung des Fleisches ist er sehr ungleich. Bisweilen ist sie 
mehr goldig, bisweilen mehr hellgelb, gelegentlich auch fast sil- 
bern, meist klar, aber auch wohl schwer und dunkel. Seine Bilder 
sind indess von sehr ungleichem Werth. Die erstaunliche Leich- 
tigkeit seiner Pinselführung hat ihn öfter zu einer zu grossen, fast 
dekorativen Breite und Flüchtigkeit der Behandlung verleitet. Auch 
das Maass der Bezahlung und der jedesmalige Zustand, in dem er 
sich bei seiner Lebensweise befand, haben offenbar auf seine Ar- 
beiten einen starken Einfluss ausgeübt. Obgleich er fast nur
	        
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