Epoche von 1600 bis 169C
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kirmessen. Ein reiches Bild dieser Art von sehr fleissiger Aus-
führung, vcm Jahr 1648, besitzt die Gallerie zu Wien. Es ist in-
dess im Fleisch etwas kühler und überhaupt etwas bunt, wie er
denn dem Teniers besonders in der Feinheit der Gesammthaltung
nachsteht. In einer Hexe mit Ungethümen, ebenda, kommt er in-
dess demselben im Impasto und in der Wirkung ziemlich nahe.
Egidins van Tilborgh, geboren zuBriissel1625, behandelte
ebenfalls Vorgänge aus dem Leben der Bauern, besonders Kirmesse,
und zeigte darin viel Geschick in der Anordnung, gut individuali-
sirte Köpfe, eine klare Färbung und eine fleissige und trelfliche
Ausführung. In der Gesammthalhmg sind seine Bilder indess öfter
etwas bunt. Ein durch Umfang, Reichthum, Klarheit der Färbung
und mehr Harmonie, als gewöhnlich, ausgezeichnetes Hauptbild
von ihm besitzt die Gallerie zu Dresden, N0. 972, einige andere
die Eremitage.
Obwohl Gegenstände ähnlicher Art wie Teniers behandelnd,
folgte der, 1608 zu Brüssel geborene, sicher aber später als 1641,
der gewöhnlichen Annahme, 1 zu Antwerpen gestorbene, J oost van
Craesbeke, doch entschieden der Richtung seines Meisters, des
Adriaen Brouwer, eines Holländers. Da er nicht alt wurde und erst
spät das Handwerk eines Beckers mit der Malerkunst vertauschte,
ist die Zahl der von ihm ausgeführten Bilder sehr massig und er
mithin viel weniger bekannt, als er es bei seinem grossen Talent
verdient. Seine Bilder sind voll Leben, die Köpfe wahr und mannig-
faltig, die Haltung vortrefflich, die Färbung warm und klar, wenn
gleich nicht von dem Zauber seines Meisters, der Vortrag, in einem
trelflichen Impasto, sehr geistreich, wenn gleich ebenfalls nicht von
der Weiche und Feinheit des Brouwer. In namhafteren Sammlungen
kenne ich nur das Innere einer Stube, worin der Mann sich die
Stiefel anzieht, während die Frau beschäftigt ist, das Bett zu
machen, in der Eremitage. Die glückliche Zusammenstellung der
warmen Farben, der Gegensatz der sonnigen Beleuchtung mit einem
tiefen Helldunkel, die feste und geistreiche Behandlung machen
dieses Bild höchst anziehend. Zunächst erwähne ich das schöne
Bild in der Gallerie des Herzogs von Aremberg, N0. 81, die Werk-
statt des Künstlers. Er sitzt an der Staffelei und ist beschäftigt
eine Gruppe von drei Männern und zwei Frauen aufzuzeichnen,
hierüber
S. 98.
2 Vei-gl.
(YAremberg.
so wie über diesen Meister überhaupt,
Burger,
Gallerie