Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

Epoche von 1600 
bis 1690. 
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gleichliche Gelegenheit. Mit besonderer Vorliebe ahmtc er indess 
die grossen Meister der venetianischen Schule, einen Giorgione, 
Tizian, Bassano und Tintoretto nach. Ja er nahm Veranlassung, 
jene Gallerie selbst zum Gegenstand von Bildern zu machen, wie 
denn die Gallerie zu Wien ein treiflichesWerk dieser Art besitzt, 
worin er fünfzig Gemälde der italienischen Schule und sich selbst 
in Verhandlung über Bilder mit dem Erzherzog dargestellt hat. 
Endlich malte er noch sehr häufig Figuren in den Bildern von 
andern Landschaftsmalern, als Lucas van Uden. Die Eigenschaften, 
welche in den Bildern des Teniers am meisten anziehen, sind der 
ungemeine Sinn der malerischen Anordnung, die feine abgewogene 
Gesammtbaltung, mit den schönsten Farbenakkorden im Einzelnen, 
und die leichte und geistreiche Touche, welche die einzelnen Pin- 
selstriche unvermalt stehen lässt. Hierin hat es ihm kein anderer 
Genremaler gleichgetlian. Dagegen kann der oft so ergötzliche 
Humor doch nicht eine gewisse Kälte des Gefühls ersetzen, und 
herrscht in seinen Formen und Köpfen eine gewisse Einförmigkeit, 
welche besonders in seinen Bildern mit vielen Figuren auffällt. Da 
bei diesen noch bisweilen eine gewisse Absichtlichkeit der Anord- 
nung wahrzunehmen ist, so sind es doch im Ganzen Bilder mit 
wenigen Figuren, worin er seine grössten Triumphe feiert. Zwischen 
den Gemälden aus den verschiedenen Zeiten seines langen Lebens 
iindet indess ein sehr grosser Unterschied statt. In denen der 
früheren Zeit waltet ein etwas schwerbrauner Ton vor, die Figuren 
sind meist ungewöhnlich gross, etwa 12-18 Zoll, die Behandlimg 
ist breit und etwas dekorativ. In diesen ist ein gewisser Einfluss 
des Brouwer wahrzunehmen, wenn es gleich sicher irrig ist, Teniers 
zu einem eigentlichen Schüler desselben zu machen. Gegen das 
Jahr 1640 wird die Färbung klarer, und geht von dieser Zeit bis 
zum Jahr 1644 in einen sehr lichten Goldton, von da ab aber in 
einen kühlen Silberton über. Hierzu kommt eine iieissigere und 
höchst präcise Behandlung. Bilder in dieser Weise, worin er etwa 
bis zum Jahr 1660 malt, aber gelegentlich auch zu jenem licht- 
goldnen zurückkehrt, sind, als die schönsten und eigenthümlichsten 
von ihm, am meisten geschätzt. Später tritt mehr ein entschieden 
goldiger Ton ein, der bisweilen sehr kräftig ist. In seiner letzten 
Zeit wird der Ton wieder schwer bräunlich, die Behandlung unsicher 
und zitterich. Es versteht sich, dass ich von der erstaunlichen 
Zahl von Bildern, welche er bei der unglaublichen Leichtigkeit im
	        
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