Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

Epoche von 1600 bis 1690. 
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Jahr die Schule von Rubens, gab sich jedoch während seines Auf- 
enthalts in Italien so gänzlich der Nachahmung der Italiener hin, 
dass man den Einfluss der ersteren nur noch in dem "warmen 
Fleischton seiner lebendig aufgefassten und gut gezeichneten Bild- 
nisse, deren die Pinakothek zwei männliche besitzt, N0. 183 u. 226, 
erkennt. In seinen historischen Bildern zeigt er dagegen zwar ein 
ungerneines Geschick in derßknordnung, eine tüchtige Zeichnung, 
in den Köpfen öfter edle Formen, und eineirwahren Ausdruck, 
doch verrathen die Formen der Körper zu sehr das akademische 
Studium, sind die Gewänder sehr mittelmässig, die Färbung un- 
wahr, bunt, ja bisweilen kreidig. Eins seiner Hauptwerke ist das 
grosse Bild des Besuchs des Grabes des heiligen Franciskus von 
Pabst Nikolaus V. in Schleisheim. Ein anderes grosses Bild 
ebenda, die Erhebung des Kreuzes durch die heilige Helena, ist 
ungleich schwächer.  
Ein Schüler von diesem war der ebenfalls in Lüttich, im Jahr 
1614 geborene und 1675 gestorbene, Bertholet Flcmael, welcher 
ebenfalls Italien besuchte und auch in der Karmeliter- und Augu- 
stinerkirche in Paris mit sehr grossem Beifall arbeitete. Nach seiner 
Rückkehr in Lüttich malte er für verschiedene Kirchen. Seine 
historischen Bilder zeigen den starken Einiiuss der französischen 
Schule, namentlich des Nicolas Poussixi. Es fehlt ihm nicht an 
Talent für die Composition, doch sind seine Formen akademisch, 
sein Gefühl kalt, seine Färbung schwach. Die Gallerie zu Dresden 
besitzt von ihm Pelopidas, welcher sich gegen die Lacetlämonier 
rüstet, N0. 955. Von seinen Portraiten, welche zu seiner Zeit be- 
liebt waren, habe ich keins zu sehen bekommen. 
Ungleich berühmter als diese beiden, ist der etwas spätere 
Grerard de Lairesse, geboren 1640, gestorben 1711. Er war 
zwar eill Schüler Seines Vaters, Regnier de Lairesse, bildete sich 
aber vornehmlich nach Bertholet Flemael. Vor allen übte indess 
Nicolas Poussin auf ihn einen entscheidenden Einiiuss aus. Da er, 
obwohl er früh nach Holland übersiedelte und auch dort gestorben 
ist, sich durch die daselbst herrschende, realistische Richtung in 
seiner, bereits völlig ausgebildeten, idealistischen, im Ganzen nicht 
irre machen liess, gehört er ungleich mehr dieser Schule von 
Lüttich an. Im Besitz "einer ungewöhnlichen? wissenschaftlichen 
Bildung, behandelte er mit besonderer Vorliebe Qegenstände aus 
der__Mythologic, der alten Geschichte und der Allegorie, wobei er
	        
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