Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

Epoche von 
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Die in den früheren Jahren seines Aufenthalts in England vom 
Jahr 1632 ab ausgeführten Bilder verrathen eine glückliche Durch- 
dringung jener italienischen Studien, und dieser neuen Eindrücke 
der Werke seines Meisters. Besonders charakteristische und schöne 
Beispiele dieser Art gewähren folgende Bilder. Das Bildniss von 
Venetia, Gemahlin des Sir Kenehn Digby, in Windsoreastle. 
Das Bildniss König Karl I. auf der Jagd im Louvre, N0. 142. Er 
ist von seinem Pferde abgestiegen, welches voüseinem Stallmeister, 
dem Marquis von Hamilton, gehalten wird. UQter den Bildnissen 
dieses Königs in ganzer Figur von van Dyck halte ich dieses für 
das schönste. In der Art der Auffassung erinnert es an Velasquez, 
und es möchte wohl ein Bildniss dieses Meisters einigen Einfluss 
darauf ausgeübt haben. Dabei ist es vonfeiner Naturwahrheit, 
liebevoller Ausführung, lichtem Goldton des Fleisches und im Ganzen 
sehr harmonischen Wirkung der warmen TonleiterÄ Unter den 
zahlreichen Bildnissen desselben Fürsten von van Dyck in halber 
Figur ist eines der schönsten das in der Gallerie zu Wien. Mit 
dem warmen und klaren Ton und der sorgfältigsten Durchführung 
vereinigt es im seltensten Maasse den Geschmack, die Eleganz das 
echt vornehme Wesen, worin er unter allen Portraitmalern einzig 
dasteht. Verschiedene seiner schönsten Bilder gehören dem Jahr 
1634 an. Dieses Datum trägt das Bildniss des Herzogs Johann von 
Nassau und seiner Familie in der Sammlung des Lord Cowper in 
Pansanger, unter den Familienportraiten durch die seltne Ver- 
einigung der bei dem vorigen Bilde gerühmten Eigenschaften wohl 
das schönste. 2 Wie dieses, so mag er auch dass Bildniss der Maria 
Lnisa. de Tassis, einer Antwerperin, in der Gallerie des Fürsten 
Liechtenstein zu Wien, bei seinem Besuch des Continents in diesem 
Jahr gemalt haben. Da hier zu allen obigen Eigenschaften Züge 
von seltnem Liebreiz kommen, möchte diesem unter den weiblichen 
Bildnissen van Dycks wohl die Krone gebühren. Demselben Jahr 
dürfte auch das imposante Bildniss Karl I. zu Pferde mit dem 
Oberstallmeister, Herrn von St. Antoine, in Windsorcastle an- 
gehören, sowie das ebenfalls zu Pferde dargestellte BiIdni-ss des 
Prinzen Thomas von Carignan in der königlichen Gallerie zu Turin. 
Mit dem Jahr 1634 ist auch das tretflieheBildniss desselben Fürsten 
im Harnisch als Kniestück im Museum zu Berlin, N0. 782, be- 
l Vergl. Kunstwerke und Künstler in Paris S. 569 f.  "l Yergl. 'l'rensures etc. 
Th. m. s. u: r.
	        
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