Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

Epoche von 1! 
bis 1690. 
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München. Es stellt Maria mit dem Kinde auf dem Thron, von 
Verschiedenen Heiligen verehrt, unten die Bildnisse des Malers und 
seiner Familie vor und ist mit dem Jahr 1646 bezeichnet. Dieses 
sehr grosse, ganz wie Rubens in ähnlichen Bildern angeordnete, 
Werk beweist, mit welcherMeisterschaft de Crayer so grosse Massen 
beherrschte, und mit welchem Erfolg er auch im Einzelnen zu indivi- 
dualisiren wusste. Nur die_Köpfe der heil. Frauen sind zwar gefällig, 
aber etwas einförmig. Die Gruppe der Portraite ist von erstaunlicher 
Lebendigkeit. Auch die Gallerie in Wien besitzt einige seiner besten 
Werke. Die heilige Therese empfängt von der Jungfrau eine goldne 
Halskette. Hier ist der Kopf der Maria von besonders schöner Bildung. 
Der englische Gruss. Auch hier findet sich selbst in den Gewändern. 
ein Streben nach Styl und Idealität. lllaria mit dem Kinde auf dem 
'l'hron von Heiligen verehrt. Vielleicht sein schönstes Bild. Wenigstens 
spricht sich in keinem anderen, mir bekannten, seine liebenswürdige 
Eigenthümlichlzeit in allen Thcilen so vollständig aus, als in diesem. 
Jnstus Susternian s, geboren zu Antwerpen 1597, lernte die 
Malerei bei dem sonst wenig bekannten Willem de Vos. Er ging 
noch in jungen Jahren nach Italien, wo er sich durch seine Bilder 
am Hofe Cosmus II., Grovssherzogst von Toskana, so vielen Beifall 
erwarb, dass er sich dort ganz nieiierliess; Auch unter dessen 
Nachfolgern Ferdinand lI. und Cosmus I'll. wusste er sich densel- 
ben zu erhalten, so dass er zu einer ehrenvollen Stellung gelangte 
und lflorenz bis an seinen, erst im Jahr 16_8l erfolgten, Tod nicht 
mehr verliess. Auch zu Btnbens und van Dyek stand er in sehr 
freundlicher Beziehung. Er war ein entschiedener Realist, ein 
tüchtiger Zeichner, von kräftiger und klarer. Färbung" und einer 
ungemeinexi Meisterschaft in der Behandlung. In seinen historischen 
Bildern erfuhr er indess einen sehr starken Einfluss, sowohl von 
der Schule der Carracci, als der des Michelangelo da Caravaggio. 
Von den ersteren suchte er sich die stylgemässere Composition und 
den Wurf der Gewänder, so wie dieedleren Formenfron dem 
zweiten die grössere Wahrheit und die kräftigere Wirkung anzu- 
eignen. Zwei gelungene Bilder dieser eklektisehen ArtfrdeirTod 
des Sokrates und die Grablegung, besitzt das Museum zu Berlin, 
Nol 449 und 4597. In der Bildnissmalerei, worin bei weitem seine 
grösste Stärke bestand, bliebwer dagegen seiner vaterländischen 
Schule getreu. Sie sind wahr und mit Geschmack awgefasst und 
warm und klar kolorirt. Nur in seiner späteren Zeit wird der
	        
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