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xtionen thut er es dagegen ihm ziemlich gleich, im Gefühl ist ihm
aber eine, jenem fremde, Milde und Liebenswürdigkeit eigen, auch
zeigt er gelegentlich einenASehönheitssinn, welcher ihn mehr als
Rubens der ideellen Sphäre der Kunst anniihert. In seiner Färbung
ist er dabei gemäissigter und naturwahrer und öfter dem van Dyek
sehr nahe verwandt. In der ausserordentlichen Freiheit und Mei-
sterschaft der Pinselführung endlich möchte er seinem Vorbilde
kaum nachstehen. Im Besitz solcher Eigenschaften, wurde er nicht
alleindin seinem Vaterlande mit Aufträgen überhäuft, sein Ruf er-
streckte sich weit über die Grenzen desselben, wie sich denn zum
Beispiel von seiner Hand grosse und tretfliche Aitarbilder in der
Kathedrale von Aix in der Provence, und von Amberg in der
Oberpfalz vorfinden. Meines Erachtens nimmt dieser Künstler in
der Werthschäitzung lange nicht den Rang ein, welcher ihm ge-
bührt. Zum Theil hat er allerdings dieses durch eine grosse An-
zahl von, seiner späteren Zeit angehörigen, Bildern verursacht,
welche durch Sehwächliehkeit des Gefühls, Einförmigkeit der Köpfe
und Formen, wie durch einen fahlen Ton und eine sehr flüchtige
Behandlung abstossen. Dass er indess, wenn er wollte, auch noch
bis zuletzt seine Kunst, mit Ausnahme des schwachen 'l'ons, mit
Erfolg ausübte, beweist sein, mit dem Namen und 1668 Aetatis,
bezeichnetes, letztes Bild, das heiligen Blasius in
dem Museum zu Gent, N0. 60, welches zugleich darthut, dass er
gelegentlich, gleich Rubens, das Grässliche mit einer sehr wider-
strebenden Naturwahrheit darstellte. Unter seinen zahlreichen Bil-
dern hebe ieh eine mässige Zahl der vorzügliehsten, welche sich
an leicht zugänglichen Orten befinden, hervor. Im Louvre, Maria
mitydem Kinde von verschiedenen Heiligen verehi-t, N0. 101, ein
in jedem Betracht höchst ausgezeichnetes Werk des Meisters. 1m
Museum zu Brüssel, der wunderbare Fisehzug, No. 55, die Him-
melfalglgtleLllejligen KatFariiiäTNo. 56, der Ritter Donglobert und
seine Frau in Verehrungxcies-todten Christus, Nowdd-XTUT "Müsellm
zu Gent, das Urtheil des Salonio, N0. 8, ein IIauptiYverk des
Meisters, und die heilige Rosalie vom Christuskind gekrönt, N0.1S.
Was Orayer als Maler von rasch herzustellenden Docorationen ver-
mochte, dafür legen seine, in demselben Museum aufbewahrten,
Bilder, welche er zu einem Triumphbogen bei dem Einzug der Kar-
dinal lnfanten in Gent ausfäniterflein sehr rühmliehes Zeugniss
ab. Ein Hauptwerk von ihm befindet sich in der Pinakothek zu