20 _ Y. Buch. 1. Kapitel.
ist aber die Thiermalerei. Pferde, Hunde, Hirsche, wilde Schweine,
ganz besonders aber reissende Thiere, Löwen, Tig-er, Panther,
Wölfe, Filohse, malte er mit der wunderbarsten Meisterschaft.
Meist erscheinen sie in flonflikt mit den Menschen, aber nur selten
in dem Zustand der Ruhe, wie die neun Löwen, auf dem berühmten
Bilde des Daniel in der Löwengrube in der Sammlung des Herzogs
von Hamilton in Hamiltonp alac e, wo der sehr irntergeordnete und
wenig bedeutende Prophet nur die Veranlassung gegeben hat, eine
Reihe von Studien nach Löwen in einem Bilde zu vereinigen. 1 Wir
wissen zuverlässig, 2 dass Rubens dieses Bild ganz mit eigner Hand
ausgeführt hat. Die Pinselfiihrung ist sehr geistreich, doch die Färbung
keineswegs brillant, sondern sehr gemässigt. Injedem Betracht stimmt
am meisten mit diesem eine Löwin, welche mit zwei jungen Löwen
spielt, in der Eremitage zu St. Petersburg überein. Diese Löwin
ist eins der geistreichsten und vollendetsten Naturstudium nach
Thieren, welches es überhaupt geben möchte. Ungleich mehr sagten
ihm Jagden zu, wo sich Menschen und Thiere im wüthendsten Kampf
befinden: Der Art ist die berühmte, im Jahr 1612 für den spani-
schen General Legranes ausgeführte WVolfslagd, worauf er selbst
mit seiner ersten Frau, Katharina Braut, zu Pferde erscheint, in
der Sammlung des Lord Ashburton zu London. Nächstdem zeich-
nen sich die beiden Liiwenjagden in den Gallerien zu München
und Dresden 1' und die Hirschjugd, N0. 774, im Museum zu
Berlin aus. Auch die treifliche Jagd des kalydonisehen Ebcrs in
derGallerie zu WVicn gehört, unerachtct des mythologischen Gegen-
standes, dieser Klasse an. Unter allen seinen 'l'hierei1 ist vielleicht
eine Tigerin, welche ein Krokodil anhaucht, auf seinem Bilde der
vier Weltheile in derselben Gallerie in Lebendigkeit und Energie
der Auffassung, in Wahrheit und Kraft der Farbe, in dem treff-
liclien Impasto der Ausführung, sein Meisterstüelq.
Gleich Tizian erscheint endlich Rubens schon in den Hinter-
gründen vieler seiner Bilder als ein sehr grosser Landschaftsnniler,
doch haf er ungleich häufiger als jener auch eigentliche Land-
schaften gemalt. Hier lassen sich aber wieder zwei Klassen unter-
scheiden. Bisweilen versucht er sich auf dem Gebiet derkhistori-
sehen Landschaft mit Figuren aus der Blythologie. Hier wählt er
vorzugsweise Vorgänge, bei denen die Elemente sich in wildester
1 Vergl. 'l'reasures Th
Leben von Rubens S.
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