Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

Epoche von 1700 bis 1810.  
des, selbst heut noch so oft wiederholten, Satzes beweisen, dass 
der höchste Zweck der bildenden Kunst darin bestehe, die Natur 
auf das Täuschendste nachzuahmen. Wenn dieser Satz wahr 
wäre, so würde Denner ohne Zweifel der grösste aller Maler sein. 
Nun machen aber jene Köpfe auf alle Menschen von feinerem 
Kunstsinn einen sehr widerstrebenden, dem von Wachsfiguren ver- 
wandten Eindruck. Fast alle deutschen Gallerien haben Beispiele 
dieser Gattung von Portraiten. Das vorzüglichste unter diesen für 
den Grad der Ausführung möchte das einer alten Frau in der 
Wiener Gallerie sein, welches der Kaiser Karl der VI. von dem 
Künstler für einen sehr hohen Preis gekauft hat. Die Wahrheit 
der äussersten Details, z. B. der Lippen, hat hier etwas wahrhaft 
Entsetzliches und die Kälte der Farbe erhöht noch das Widrige 
des Eindrucks. Obgleich in der Ausführung nicht ganz so weit 
getrieben, ist doch ebenda. das Bildniss eines alten Mannes durch 
die Wärme und die grosse Klarheit der Farbe ungleich ansprechen- 
der. Durch ähnliche Eigenschaften zeichnet sich auch das Bildniss 
eines alten Mannes, N0. 1014 , der Gallerie zu Berlin aus. Ausser- 
dem aber hat Denner eine ansehnliche Zahl von Bildnissen zwar 
in Heissiger, doch viel breiterer Ausführung gemalt, welche den 
gebildeteren Kunstfrcund ungleich mehr befriedigen, als jene geist- 
Iosen Produkte eines unsäglichen Fleisses. Sie vereinigen eine 
lebendige Auffassung mit einer bald kräftigen, bald zarten Fär- 
bung und eine meisterliche, nur bisweilen in das zu Weiche au- 
artende, Malerei. Eins seiner Hauptwerke war das Familienbild 
der fürstlichen Familie Holstein-Gottorp auf dem Schlosse Gottorp 
in Holstein mit 21 Figuren in Lebensgrösse. Ebenso war er auch 
viel am Hofe des Herzogs von Mecklenburg-Schwerin beschäftigt, 
und finden sich in S chwerin noch viele von seinen Bildnissen. 
Endlich gehören die Bildnisse, welche Denner, sowohl in Ocl, als 
in Wasserfarben auch noch in seiner späteren Zeit in Miniatur aus- 
geführt hat, zu den besten Arbeiten dieser Kunstgattung in seiner 
Zeit. Ein Beispiel der ersten Art besitzt das Museum zu Berlin, 
N0. 1014 a. Eine ganze Reihe der zweiten, befindet sich auf der 
Stadtbibliothek zu H a m b u rg. 
Dominicus van der Smiäßßn, der Schwager Imd Schüler 
des Denner, malte mit vielem Geschick Bildnisse in der breiteren 
Manier desselben, deren man noch im Besitz von Familien in 
Hamburg antrilft.
	        
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