Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

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Buch. 
Kapitel 
gleich darauf, manche zahme und die verschiedensten wilden 
Thiere in allen möglichen Zuständen ihres Lebens und der Art sie 
zu jagen zu zeichnen. Aueh abgesehen von dem Mangel an Cor- 
reetheit der Zeichnung, welchen er nie überwand, war der Erfolg 
hierbei indess sehr verschieden. S0 war er in der Auffassung der 
Pferde immer sehr schwach, während ihm die Hirsche von allen 
Thieren am besten gelangen, so dass kein anderer Künstler dieses 
Thier so in seiner ganzen Natur wiedergegeben haben möchte. 
Nächstdem glückten ihm die wilden Schweine am meisten. Da- 
gegen sind viele Thiere, namentlich die reissendcn, als Löwen 
und Tiger, sehr manierirt und willkürlich ausgefallen. Die An- 
zahl der Bilder, worin er solche Gegenstände dargestellt hat, ist 
nur sehr massig, und in Gallerien ist mir nur in der zu Kassel 
N0. 807, ein Beispiel, ein von Hunden verfolgter Hirsch, welcher 
in einem Netze gefangen wird, bekannt. Desto grösser ist die 
Menge der von ihm nach seinen Zeichnungen ausgeführten Kupfer- 
stiehe. Die verschiedenen Folgen enthalten ausser den oben an- 
gegebenen Gegenständen auch das Paradies, Thierfabeln, die 
Reitschule u. s. w., und belaufen sich zusammen auf gegen 
350 Blätter. 
Unter den Portraitmalern gebührt die erste Stelle dem Bal- 
thasar Denner. Er wurde im Jahr 1685 zu Hamburg geboren 
und starb zu Rostock 1749. Ammana, ein ziemlich unbedeutender 
Maler von Altona, gab ihm zuerst Unterricht in der Aquarell- 
malerei. Von einem ebenfalls gewöhnlichen Maler aus Danzig 
eignete er sich die Technik der Oelmalerei an. Bei einem so 
mangelhaften Unterricht darf es nicht Wunder nehmen, dass er 
für immer ein miissiger Zeichner blieb. Dagegen bildete er seinen 
Sinn für eine, bis in die kleinsten Einzelheiten gehende, übrigens 
aber prosaische und gleichgültige Darstellung der Natur, und 
eine klare und kräftige Farbe so sehr aus, dass er es in der letzten 
Beziehung allen holländischen Malern dieser Epoche zuvorthat. 
Sein Ruhm hat bis jetzt hauptsächlich auf eine kleine Zahl VOYI 
Brustbildern alter Männer und Frauen beruht, an welchen nicht 
allein alle Hautfiltchen mit ihren geringsten Zufälligkeiten, Sondern 
jedes Bärchen, jedes Sehweissloch, mit einer Genauigkeit wieder- 
gegeben ist, dass sie, selbst mit der Loupe betrachtet, noch als 
natürlich erscheinen. Diese Bilder sind in sofern in der Kunstge- 
schichte von einiger Bedeutung, als sie thatsäehlich die Falschheit
	        
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