Epoche von 1600 bis 169(
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Für seine wunderbare Schöpfungskraft auf dem Gebiete des Ph an-
tatisch-Dramatischen ist besonders noch sein für die Kathe-
drale von Freising ausgeführter, jetzt in der Pinakothek befind-
licher Kampf des Engels Michael mit dem siebenhäuptigen Drachen,
Welcher die Jungfrau verschlingen will, N0. 281, als ein Hauptwerk,
nächstdem aber Ignatius von Loyola und Xaverius, welche Teufel
austreiben, woran indess seine Schüler starken Antheil haben, in
der Gallei-ie zu Wien, anzuführen. Unter den zahlreichen Bildern
aus dem Kreise der antiken Mythologie, welche, obwohl in seinen
niederländischen Formen aufgefasst, doch höchst anziehend und
geistreich sind, zeichnen sich, für das Augenblicklich-Dramatische,
der Raub der Töchter des Leucippus von Oastor und Pollux in der
Pinakothek N0. 291, der Raub der Proserpina in der Sammlung
von Blenheimf endlich die Befreiung der Andromeda in der
Ermitage zu St. Petersburg aus. Eine erstaunliche Energie des
sinnlich-berauschten bacchischen Lebens verrathen sein Baghanal in
Blenheimß sein trunkner Silen mit Satyrn und Bacchanten in
der Pinakothek No; 264, endlich, alle an. Gediegenheit übertreüend,
derselbe Gegenstand in der Ermitage zu St. Petersburg. Von hin-
reissendem, idyllisch-landschaftlichen Reiz ist das Urtheil des Paris
in der Nationalgallerie, 3 und das Fest der Venus auf der Insef
Cythere in der Gallerie zu Wien, welches gleich sehr durch die
reiche, poetische Erfindung, wie durch den Zauber der goldigen.
Farbe wirkt. Ein Beispiel aus diesem Kreise gewährt Venus und
Mars, welcher von Liebesgöttern entwaffnet wird (Fig. 48).
Fast nirgend erscheint dagegen Rubens weniger befriedigend,
als in seinen vielen Bildern allegorisch-historischen Inhalts. Die-
selben leiden nicht allein an einer sehr gesuchten Gelehrsamkeit
und Ueberladung, sondern öfters auch an einem höchst geschmack-
losen Durcheinanderwerfen von portraitartigen Personen in den
Trachten seiner Zeit mit den meist nackten Gottheiten des antiken
Olymps. Besonders gilt Letzteres von seinen 21 grossen Bildern aus
dem Leben der Maria von Medici im Louvre, an denen das.
Meiste noch dazu von seinen Schülern, welche, etwa vom Jahr 1621
an, die Mehrzahl seiner Bilder von grösserem Umfang ausgeführt.
haben, horrührt. Die Theile, welche darin seine eigne Hand er-
1 S. Näheres Kunstwerke und Künstler in England Th. II. S. 37 f. Dieses
Bild ist erst in diesem Jahre leider dort durch einen Brand zu Grunde gegangen.
9 S. ebenda S. 50. 3 S. Treasures T11. I. S. 350.