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Kapitel
führung. SeineFiguren haben das Ansehen von Porzellan. Dass
seine Bilder so vielen Beifall gefunden, ist eins der schlagendsten
Zeugnisse der Verkehrtheit des damaligen Geschmacks. Es möge
genügen, hier die acht Bilder der Dresdener Gallerie, N0. 1817
bis 1824, aus dem Kreise der Mythologie und der Allegorie, und
zwei Genrebilder in der Gallerie zu Wien, Gesellschaften, welche
sich mit Musik und Kartenspiel unterhalten, anzuführen. Die ein-
zigen Bilder, welche ich in England von ihm gesehen, belinden
sich in der Sammlung des Herrn Walther zu Bearwood.
Christian Wilhelm Ernst Dietrich. geboren zu Weimar
1712, gestorben 1774, war der Schüler seines Vaters und des
Alexander Thiele. In Dresden, wo der letztere Maler lebte, wurde
er in seiner Kunst ungemein durch die Gunst des bekannten Mini-
sters, Grafen Brühl, "gefördert. Im Jahr 1743 besuchte er ltalien.
Nach seiner Rückkehr von dort ernannte ihn der König August
von Polen zum Hofmaler. Ohne eine bedeutende, künstlerische
Eigenthümlichkeit, besass er ein ungemeines Talent Künstler ver-
schiedener Nationen und Epochen, Historien-, Genre- und Land-
schaftsmaler, nachzuahmen, so dass er am schicklichsten den Ueber-
gang zu den Genremalern macht. Am meisten gelang es ihm hierin
mit verschiedenen Meistern der holländischen Schule, als Rembrandt,
Ostade, Everdingen, Poelenbnrg, von Italienern mit Salvator Rosa,
von Deutschen endlich mit J. H. Roos. Ganz abgesehen davon,
dass das, allen diesen Künstlern eigeuthiimliche, Gefühl solchen
Bildern abgehen musste, konnte er weder die Kraft, Wärme und
Klarheit der Färbung, noch den geistreichen Vortrag derselben
auch nur annähernd erreichen. Fast alle seine Bilder sind schwer,
viele auch bunt in der Färbung, und sein Vortrag ist häufig zahm
und geleckt. Der Beifall, welchen sie fanden, war indess ausser-
ordentlich gross, und die Anzahl derselben, meist nur von kleinem
Maassstabe, ist sehr beträchtlich. Alle Gallerien in Deutschland
haben Gemälde von ihm aufzuweisen, nirgend aber kann man ihn
so vollständig kennen lernen, als in der zu Dresden, wo sich
nicht weniger als 51 Bilder von ihm befinden. Das beste, mir in
England von ihm bekannte, Bild ist das, mit den Walldefnden
Musikanten, N0. 205, in der Nationalgallerie. Es ist mit einer
für ihn ungewöhnlichen Kraft, Klarheit und Gediegenheit im Ge-
schmack des Adriaen van Ostade gemalt, und durch einen tretf-
liehen Stich von Wille allgemein bekannt. Ungleißh mehr zu seinem